Die FLYING LUTTENBACHERS sind sicher eine der mit Abstand durchgeknalltesten Bands der Musikszene Chicagos, Anfang der 90er von Weasel Walter gegründet, der hier eine einzigartige Symbiose aus Punk- und Jazzband schuf, selbst gemessen an anderen, auch nicht gerade harmlosen No Wave-Bands dieser Zeit.
"Destroy All Music" erschien ursprünglich 1994 und war das letzte Album zusammen mit Saxophonist Ken Vandermark, eine Sammlung aus Live- und Studioaufnahmen, jetzt mit sieben Bonustracks neu aufgelegt.
So anstrengend der Sound der Luttenbachers auch sein mag, er hat auch nach über zehn Jahren nichts von seiner Energie und Eigenständigkeit verloren und beweist, wie nah Jazz und Punk sich doch immer standen beziehungsweise dass Jazz vielleicht sogar der wahre Punk ist.
Oberflächlich betrachtet, klingt "Destroy All Music" wie ein infernalisches, disharmonisches Katzenorchester, aber auch hier liegt ein durchstrukturierter straffer Sound zugrunde, bei aller wilden Improvisation.
Viele Menschen werden die Luttenbachers wohl spontan als behandlungsbedürftige Irre einstufen, aber hinter dem vermeintlichen Dachschaden steckt eine musikalische Genialität, die nicht so leicht von der Hand zu weisen ist und die "Destroy All Music" zu einem Schlüsselwerk im Schaffen dieser unkonventionellen und unangepassten Band macht.
Und vor allem macht mir "Destroy All Music" gerade wesentlich mehr Spaß als der Reißbrettsound vieler aktueller Bands, die sich so im Punk-Umfeld tummeln, aber letztendlich nur Popmusik machen, denn das hier ist noch richtig gefährliche Musik, ohne Netz und doppelten Boden.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #40 September/Oktober/November 2000 und Andreas Klemt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #26 I 1997 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Joachim Hiller