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FLAWLESS

Michael Radford dürfte als Regisseur vor allem wegen seiner Verfilmung von Orwells 1984 aus dem Jahr 1984 (wirklich ein Irrsinnsgag, rückblickend betrachtet ...) bekannt sein, ansonsten wirkt seine Filmographie etwas unspektakulär.

Unspektakulär ist in gewisser Weise auch sein aktueller Film FLAWLESS, ein Retro-Caper-Movie klassischer Prägung, in dem Demi Moore und Michael Caine ein ungleiches wie untypisches Gaunerpärchen in den 60ern verkörpern.

Er ein Putzmann kurz vor dem Ruhestand, sie eine aufstrebende Geschäftsfrau, die auf einen Posten im gehobenen Management hofft. Beide arbeiten für die mächtige Diamantenhandelsgesellschaft London Diamond und haben mehr gemeinsam, als es zuerst den Anschein hat.

Denn es geht hier um zerstörte Lebensträume, zwar auf einem gesellschaftlich und individuell unterschiedlichen Niveau, aber es reicht, um Caine und Moore zu Komplizen bei einem Diamantendiebstahl zu machen, der allerdings eine überraschende Wendung nimmt und FLAWLESS zu einer subtilen Rachegeschichte mit ambivalenter moralischer Ausrichtung macht.

Radfords Film hebt sich dabei angenehm von der überwiegend hohlen Action aktueller Blockbuster ab, ein oldschooliger, mehr an lebensnahen Charakteren als an Oberflächenreizen interessierter Thriller, der versucht, den Zuschauer auf einem inhaltlich ambitionierten Level bei Laune zu halten, ohne zur anstrengenden Denksportaufgabe zu werden.

Irgendwie sympathisch und immer unterhaltsam, wie sich Radford die Chemie zwischen Moore und Caine zu Nutze macht, um eine sich langsam steigernde Spannungskurve zu erzeugen, ohne dabei in Hektik zu verfallen, was ja heutzutage immer seltener wird.

Einzig die etwas komische Rahmenhandlung stört, bei der sich eine auf alt geschminkte Demi Moore – schon irgendwie lustig, wenn man bedenkt, wie oft die Frau zum Schönheitschirurgen rennt ...

– in der Jetztzeit mit einer dusseligen Reporterin trifft, um der ihre Geschichte zu erzählen, das hätte man sich wirklich sparen können. Ansonsten ein wirklich unterhaltsamer Film und vor allem wegen Caine ein Genuss, der auch mit seinen 76 Jahren immer noch schöne Rolle angeboten bekommt.