Erst dreizehn Jahre war Justin Broadrick alt, als er, inspiriert vom frühen Industrial von THROBBING GRISTLE, WHITEHOUSE und Maurizio Bianchi unter dem Namen FINAL anfing Musik zu machen und auch live aufzutreten.
Er gründete 1984 im Alter von fünfzehn sogar ein Tape-Label, auf dem er in den nächsten zwei Jahren über fünfzig Tapes mit diversen Industrial-, Noise- und Elektronik-Sounds veröffentlichte.
1985 gehörte er dann bekanntlich nicht zum ersten, aber zum wohl wichtigsten, da Musikgeschichte schreibenden Line-up NAPALM DEATHs, um dann mit GODFLESH, TECHNO ANIMAL und zig anderen Projekten, wie jüngst JESU die Grenzen extremster Musik zu erfahren.
FINAL hat er dabei nie ganz sterben lassen, zwischen 1993 und 1998 die Alben "One", "2", The First Millionth Of A Second" und diverse EPs veröffentlicht. Teilweise in Zusammenarbeit mit dem JESU-Bassisten Diarmuid Dalton sind zwischen 2000 und 2005 weitere FINAL-Tracks entstanden, von denen Broadrick jetzt 27 Stück auf der Doppel-CD "3" gesammelt hat.
Zwar wehrt sich Broadrick gegen die Bezeichnung "Ambient" für seine Musik, da er sie nicht als Hintergrundbeschallung sieht, dennoch sind die Wurzeln der meist kurzen Werke auf "3" schon irgendwie im Dark Ambient zu finden, wobei man sicherlich auch Drone oder ganz simpel Minimalelektronik als Umschreibung gelten lassen kann.
Eben mit ganz minimalem Instrumenteneinsatz haben Dalton und Broadrick größtenteils ruhige, selten laute - dann aber auch richtig laut, noisig und mit ordentlich Feedback - Soundlandschaften kreiert, die zwar wirklich nicht zur Entspannung geeignet sind, aber trotzdem ganz wunderbar als musikalische Begleitung zum Lesen, zum Tippen von Besprechungen oder ab einer gewissen Lautstärke zum Verrücktwerden funktionieren.
Also halt doch Ambient. Einziges Manko an "3" ist, dass die meisten Stücke sehr kurz sind und für sich alleine stehen und durch diese strikte Trennung der Sounds kein wirklicher Fluss entstehen will.
Was aber beabsichtigt gewesen sein wird. (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und André Bohnensack