Kann sich noch jemand an Bub erinnern, den klugen Zombie aus George A. Romeros DAY OF THE DEAD (dem ja gerade ein unterirdisches Remake widerfuhr, das wirklich jeder Beschreibung spottet)? Bub scheint in gewisser Weise Vorbild für Fido in Andrew Curries Film gewesen zu sein, der bisher als Regisseur nicht weiter aufgefallen war.
Horrorkomödien sind ja gerade schwer angesagt, vor allem mit Zombies, auch wenn die wenigsten wirklich lustig sind, und zum Beispiel SHAUN OF THE DEAD ist in dieser Hinsicht auch keine rundum gelungene Angelegenheit.
Curries FIDO ist aber viel mehr als eine Horrorkomödie, die halt bekannte Schemata parodiert, ihm gelingt es sogar, das Thema "Zombie" auf vergnügliche Weise weiterzuspinnen und dem Ganzen auch noch ein paar gesellschaftskritische Untertöne zu verpassen.
In einer an Todd Haynes' FAR FROM HEAVEN oder Tim Burtons EDWARD SCISSORHANDS erinnernden artifiziellen amerikanischen 50er-Jahre-artigen Vorstadt-Umgebung der Zukunft hat man das Zombie-Problem auf ungewöhnliche Art in den Griff bekommen: durch ein elektronisches Halsband sind die blutrünstigen Untoten gezähmt worden und betätigen sich in domestizierter Form als Hausdiener.
Hauszombies sind sogar so etwas wie Statussymbol, jeder, der was auf sich hält, hat einen, und so möchte auch Mrs Robinson (eine vollkommen großartige Carrie-Anne Moss) einen, denn was sollen schließlich die Nachbarn denken? Den Hauszombie tauft Timmy, der Sohn des Hauses, Fido, der quasi als Hund-Ersatz zum Freund des Jungen wird.
Die Probleme beginnen, als das elektronische Halsband Aussetzer hat und Fido in diesem Moment eine nette ältere Dame verspeist ("Is that blood on your zombie?"), was Mutter und Sohn irgendwie zu vertuschen versuchen, denn Fido ist ihnen inzwischen schwer ans Herz gewachsen.
Selbst der Vater, der Zombies generell nicht ausstehen kann, gerät dabei aufs familiäre Abstellgleis ("I'd say I'm a pretty darn good father. My father tried to eat me. I don't remember trying to eat Timmy.").
FIDO besitzt einen wirklich wundervoll warmherzigen und klugen Humor, der zwar grundsätzlich tiefschwarz gefärbt ist, aber immer subtil und geschmackvoll bleibt, selbst wenn es etwas blutiger zugeht, und schafft es darüber tatsächlich, die Figur des vor sich hin verwesenden Zombies zu einem echten Sympathieträger zu machen.
Mehr noch als eine Komödie über Zombies ist FIDO aber ein makaberes wie satirisches Drama über eine disfunktionale Familie innerhalb eines konservativen gesellschaftlichen Umfelds, womit Curries Film inhaltlich wieder eine erstaunliche Bodenhaftung bekommt.
FIDO ist der mit Abstand netteste Film, der bisher zum Thema "Kannibalismus" gedreht wurde, was ihn auch für Leute interessant machen dürfte, die ansonsten nichts mit Horrorkomödien anfangen können.
Die empfehlenswerte deutsche DVD gibt es im hübschen Digipack, versehen mit einer überschaubaren Menge Extras wie "Deleted Scenes", Audiokommentar, Trailer und "Making of", wobei ich in jedem Fall die Originaltonspur vorziehen würde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Kerpen