Die Punkrocker FENRISWOLF haben sicher schon einige stationäre Aufenthalte auf der Intensivstation einer renommierten ÄRZTE-Klinik hinter sich, bei denen Oberarzt Urlaub Stimmbänder liften durfte und dabei gleich auch Melodie- und Versführung durchgecheckt hat.
Schon die ersten Takte von "Dannmantauplanierraupen" legen gewisse Parallelen zur besten Band der Welt offen. FENRISWOLF haben aber mehr Spaß am Bolzen als jene, und wegen des trotzdem schon respektablen Maß an Eigenständigkeit hissen die neun Stücke offensiv die Originalitätsflagge.
Der beinahe durchgehend zweistimmige Gesang liegt sauber eingebettet zwischen Harmonie und Punkrock. Songs, die gute Popmusik nicht scheuen und dabei den Geist des 2004 anachronistisch wirkenden Deutschpunks aus der alten Schule wiederbeleben.
Das spaltet. Die Musik, das Gesamtbild und sicherlich auch das Publikum. Strophen, die musikalisch genau wissen, wo sie stehen, was sie wollen und was sie können. Präzise Breaks und Gitarrenlinien, so einfach und gut, dass andere Hobbybands davon nicht einmal träumen können.
Dann poltert dermaßen ungeschickt ein Refrain im Off-Beat zur Tür herein, der alles, was vorher passiert ist, auf Schülerbandniveau degradiert. Eine kurze, absolut uninspirierte Bridge schafft es, einen ganzen Song in vier Sekunden einstürzen zu lassen.
Phlegmatische Texte über Bullenschweine und Bibi Blocksberg, die oft eher infantil als subtil kilometerweit an Fresse, Ernst und Humor vorbeipreschen. Gut gemeinte, aber schlecht gereimte Systemkritik gepaart mit Fäkalhumor kann einem an sich guten Song sehr schaden.
Die textlich schärfsten Stellen finden sich neben der Ausnahme "Auf dünnem Eis" bezeichnender Weise im Hidden Track, ruhig und ehrlich dargeboten mit akustisch begleitender Gitarre. FENRISWOLF scheinen noch auf der Suche zu sein, nutzen die Zeit aber, um ein trotz allem beachtliches Zwischenergebnis abzuliefern.
Denkanstöße wären vielleicht: Off-Beat-Parts sowie Texte und Bandnamen überdenken, Grafikdesigner für das Artwork engagieren, Homepage relaunchen und weitermachen. Die Richtung gefällt. (36:25) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Arne Koepke