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FAUST

Momentaufnahme III & IV

Nachdem 2021 eine 8CD- und 7LP-Box erschien, die sämtliches Material der FAUST-Schaffenszeit von 1971 bis 1974 enthielt, nahm ich an, dass damit das Wichtigste zum Thema FAUST gesagt sei. Zu jener Band, die der britische Musiker Julian Cope in seinem Buch „Krautrocksampler“ als eine der mythischsten der damaligen Krautrock-Ära bezeichnete. Teil der Box waren auch „Momentaufnahme I & II“ mit bisher unveröffentlichtem Material, das zur selben Zeit wie die anderen Frühwerke im extra von der Plattenfirma Polydor für die Band hergerichteten Studio in einer alten Dorfschule in Wümme entstand und mit seinem chaotischen, aber immer irgendwie Sinn machenden Mix aus Jazz-Einflüssen, Klangcollagen und halbwegs zeitgemäßem hippiesken Rumgedudel gut repräsentierte, was das wild zusammengewürfelte Musikerkollektiv zu dieser Zeit an unterschiedlichen musikalischen Ansätzen und Interessen zu bieten hatte. „Momentaufnahme I & II“ wurden dann auch noch mal separat auf CD und LP veröffentlicht, jetzt gefolgt von den beiden ebenfalls auf CD und LP erhältlichen Veröffentlichungen „Momentaufnahme III & VI“. Für langjährige FAUST-Fans liefern diese Aufnahmen keinen wirklichen Mehrwert, waren sie doch bereits auf den Compilations „71 Minutes“ (1988) und „BBC Sessions +“ (2000) enthalten, die damals bis dahin unveröffentlichtes FAUST-Material zusammentrugen. Anscheinend wurden diese aber tontechnisch noch mal überarbeitet, teilweise wurden auch die Titel geändert, sie klingen jedenfalls angesichts ihres Alter (gut fünfzig Jahre) erstaunlich zeitlos. FAUST erweisen sich damit ein weiteres Mal als echte Wundertüte, mit deren Innovativität, Originalität und Kreativität die wenigsten Bands der Krautrock-Ära mithalten konnten und die hier fast spannender klingen als auf manchen ihrer regulären Veröffentlichungen.