FACIAL CLIMAX

A Face Of Gray Pulchritude

Auf den ersten Höreindruck konnte ich diese Scheibe mal so gar nicht leiden. Wieder einmal ein modernes, austauschbares Thrash/Metalcore-Album, war der Gedanke, der mir in den ersten 30 Sekunden beim Opener und gleichzeitigem Titeltrack durch den Kopf schwirrte.

Doch schon im Mittelteil wurde meine Engstirnigkeit durchbrochen, als der Song durch überraschende Arrangements zu punkten wusste. So entwickelt er im Refrain eine schwerfällige Melodie, im Mittelteil dann einen MESHUGGAH-Groove, gefolgt von einem PANTERA-artigen Gitarrensolo, bis Sänger Phil Spoken Words zu einem epischen Zwischenteil beisteuert.

Das soll als Beispiel für die restlichen neun Songs dienen, die immer wieder positiv durch überraschenden und untypischen Songaufbau ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Der Sound des Debüts ist dabei natürlich auf modern getrimmt, aber keineswegs so, dass er vor Digitalisierung nur so trieft.

Er passt also perfekt zu den abwechslungsreichen Songs. Gleichwohl eigenständig ist das textliche Konzept, das die 2002 in Österreich gegründete Band verfolgt. Es basiert auf Oscar Wildes einzigem Roman, „Das Bildnis des Dorian Gray", der als sehr anrüchig und zeitkritisch gilt, da er den Hedonismus und die Dekadenz der englischen Oberschicht des auslaufenden 19.

Jahrhunderts zur Schau stellt. Somit erklärt sich auch vielleicht der Albumtitel, der sich mit „Ein Gesicht von grauer Schönheit" übersetzten lässt. Das kleine Österreichische Label Burnside hat mit FACIAL CLIMAX einen Glücksgriff gemacht, den hoffentlich auch andere Leute außer mir zu schätzen wissen.