EX DRUMMER

In Belgien ist Herman Brusselmans ein populärer Autor, auch wenn seine konfrontative Art und die ziemlich profane und offensive Komik seiner Bücher für heftige Gegenreaktionen sorgt. Auf dem deutschen Buchmarkt hat Brusselmans bisher noch nicht Fuß fassen können, allerdings lief Koen Mortiers Adaption seines Buches „Ex Drummer“ hierzulande im Kino und erschien auch wenig später in der „Kino Kontrovers“-Reihe auf DVD. Bei Camera Obscura gibt es jetzt eine Neuauflage als Blu-ray im Mediabook, die aber bezüglich des Bonusmaterials keinen Mehrwert schafft (der DVD-Erstauflage lag sogar noch der Soundtrack auf CD bei). Was die Bildqualität angeht, macht diese einen ordentlichen Eindruck, aber da Mortiers Film einen insgesamt ziemlich schmuddeligen Look besitzt, lässt sich dieser nicht wirklich veredeln. Trotz zahlreicher Lobeshymnen fiel meine Erstsichtung von Mortiers „Sozialdrama“ damals enttäuschend aus. Da mir aber sein 2010 entstandener, recht surrealer Film „22. Mai“ über einen traumatisierten Kaufhauswachmann gut gefiel, verdiente auch „Ex Drummer“ eine Neubewertung. Das Ergebnis bleibt zwiespältig: zwar begeistert wie auch in „22. Mai“ Mortiers eigenwilliger und einfallsreicher Inszenierungsstil, der in „Ex Drummer“ eine richtig unangenehme und asoziale Atmosphäre schafft, in der es jederzeit zu einer Gewalteskalation kommen kann, die Geschichte selbst ergibt aber nicht allzu viel Sinn. Dabei geht es um den erfolgreichen Schriftsteller Dries, den drei ziemlich schräge Typen (alle haben irgendein Handicap) als Schlagzeuger für ihre Punkband anheuern wollen, um bei einem Bandcontest einen einzigen Auftritt zu absolvieren. Der zynische und manipulative Autor sieht darin eine Möglichkeit, Material für ein neues Buch zu sammeln – ein bizarres Experiment, das aber immer mehr aus dem Ruder läuft.