Sehr schön, ein spleeniger Brite lebt seine Passionen in gnadenloser Vollendung aus. Die LP ist in zwei Themen unterteilt, die jeweils eine ganze Seite in Anspruch nehmen. Seite 1 „Made In ...“ besteht aus einer einzigen Sampling- und Cut-up-Orgie, die ausschließlich aus mit dem Mund erzeugten Geräuschen besteht.
Wer sich schonmal damit beschäftigt hat, weiß, was für absurde Geräusche man mit unserem regulären Sprachorgan erzeugen kann, wenn man erst einmal das normale Sprechen, Singen oder meinetwegen auch noch Flöten, Pfeifen, Krächzen oder Stöhnen hinter sich gelassen hat, und dieser Herr hier hat das alles wirklich ganz weit und noch weiter hinter sich gelassen.
Dabei erliegt er nicht dem „Mundkrach“, sondern geht sehr diszipliniert und kompositorisch vor, so dass man meint THE RESIDENTS auf Ecstasy zu hören. Gebrochene Rhythmen, Stereosoundeffekte, rezitierende Gesänge und jede Menge undefinierbare Gimmicks machen diese unglaubliche und wahrscheinlich sehr zeitintensive Arbeit zu einem besonderen Hörerlebnis, dem sich wohl niemand entziehen kann, weil man immer wissen will, was für ein Laut als Nächstes seinen Mund verlässt.
Dabei hat er überhaupt nichts mit schwer avantgardistischen Sprachexperimenten à la Kurt Schwitters zu tun, sondern bewegt sich mit einer Leichtigkeit in der technoiden Gegenwart, Rap-Kultur und abwechslungsreichen Songstrukturen.
Unmöglich? Nein, jeder kann es hier selber hören. Seite 2 „Eloise ...“ ist nicht minder obskur, denn hier beschäftigt er sich mit etwas, was er „Opertette“ nennt. Von einem Filmausschnitt inspiriert, in dem eine als mechanische Puppe verkleidete Tänzerin auftritt, baut er sich eine Art Singspiel um und über diese Szene zusammen.
Dabei verwendet er jede Menge Spielzeuginstrumente, alte Gebläseorgeln und diverse Holzobjekte. Wieder knarrt und scheppert es an den unmöglichsten Stellen und ein beschwörender Vorleser führt uns durch die einzelnen Szenen und verbindet die Musikstücke.
Ich glaube, so etwas kann man nur ganz alleine für sich im stillen Kämmerlein zusammen basteln, denn ein solches Universum würde durch jede zwischenmenschliche Kommunikation nur in seiner Schönheit und Einzigartigkeit zerstört werden.
Ihr wollt Kopfkino? Bitte schön, hier könnt ihr euch bestimmt nicht satt hören, denn das ist wirklich ein unglaublicher Trip jenseits aller Grenzen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Carsten Vollmer