EKEL

Bereits 2004 erschienen diese beiden Frühwerke des polnischen Regisseurs Roman Polanski in durchaus akzeptabler Qualität beim nicht mehr existenten Label MC One. Seitdem gingen wieder einige Jahre ins Land, zudem hatte inzwischen das amerikanische DVD-Referenz-Label Criterion beide Filme in den Fingern gehabt, auf deren Fassungen die Neuauflagen von Pierrot Le Fou offenbar basieren.

Dadurch erstrahlen beide Filme jetzt in ganz neuem Glanz, was die Bild- und Tonqualität angeht. Das gilt insbesondere für die Neuauflage von „Ekel“ („Repulsion“), denn da bekommt man neben der normalen DVD gleich eine Blu-ray mitgeliefert, die anschaulich zeigt, was man mit digitaler Restauration aus einem recht alten Schwarzweiß-Film noch herausholen kann.

Die zweite Disc enthält Bonusmaterial wie die Dokumentation „A British Horror Film“ und ein Interview mit Kameramann Stanley Long („Frenzy“, „Das Omen“, „Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“).

Außerdem gibt es noch einen Audiokommentar von Roman Polanski und Catherine Deneuve zum Hauptfilm und den Trailer. Der Film selbst gehört sicher zu den besten Werken des Polen und gilt als Auftakt seiner so genannten Mieter-Trilogie, gefolgt von „Rosemary’s Baby“ (1968) und „Der Mieter“ (1976).

In „Ekel“, Polanskis erster englischsprachigen Produktion, spielt Catherine Deneuve eine sexuell frustrierte junge Frau, die in einem Schönheitssalon arbeitet und zusammen mit ihrer Schwester lebt.

Als diese mit ihrem Lover wegfährt, wird die junge Frau immer apathischer und depressiver, was zu Wahnvorstellungen und Albträumen über Mord und Vergewaltigung führt. Auch nach knapp 40 Jahren ein immer noch ungemein verstörender Film, dessen anfängliche Horror- und Psychothriller-Elemente schließlich in vollkommen surreale Bereiche abdriften.

Dabei lässt Polanski den Zuschauer, den er hier zum schamlosen Voyeur des schockierenden Persönlichkeitswandels der jungen Frau macht, auch völlig darüber im Unklaren, was Realität und was Traum ist.

Die damalige MC One-DVD zierte noch das rote „ab 18“-Siegel der FSK, das der Film in den 1960er Jahren erhielt, weil darin unter anderem ein weiblicher Orgasmus zu hören ist, nun ja ... Inzwischen wurde dem Zeitgeist Genüge getan und „Ekel“ mit einer Freigabe „ab 16“ versehen, an Polanskis pessimistischer und wenig hoffnungsvoller Schilderung der städtischen Vereinsamung vieler Menschen hat sich indes nichts geändert.

Der Journalist und spätere FAUST-Manager Uwe Nettelbeck mochte den Film zwar nicht sonderlich und ließ sich darüber auch deutlich in der „Zeit“ aus, wo er Polanski Empfindungslosigkeit und Misogynie vorwarf.

Bedeutete „Ekel“ Polanskis Durchbruch in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, war er zur Zeit seines ersten abendfüllenden Spielfilms „Das Messer im Wasser“ noch ein unbeschriebenes Blatt, für den er allerdings dann 1964 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde.

Die Wahrnehmung des Films im kommunistischen Polen fiel allerdings zuerst wenig positiv aus, denn der „gesellschaftliche Zündstoff“ des Films sei „weder typisch noch relevant für Polen als Ganzes“, hieß es.

Inzwischen gilt „Das Messer im Wasser“ ebenfalls als brillantes Frühwerk des Polen, der ähnlich wie in „Ekel“ mit Elementen des Psychothrillers ein minimalistisches wie intensives Drama inszeniert hat, in dem der Segelausflug eines Paares durch das Auftauchen eines jungen Herumtreibers zur Zerreißprobe für deren Beziehung wird.

Eine brillante Studie über Aggression, Sexualität, Angst und Erniedrigung. Auch die DVD von „Das Messer im Wasser“ wurde digital restauriert und enthält als Bonus die Dokumentation „A Ticket To The West“.

Zwei unbedingt sehenswerte Klassiker im Schaffen Polanskis, die über die Jahre nichts von ihrem Reiz eingebüßt haben.