Foto

EINS, ZWEI, DREI

Regisseur Billy Wilder wird meist auf seine Komödien der 1960er und 1970er Jahre reduziert, trotz seiner düsteren Frühwerke aus den 1940er und 1950er Jahren. Der Startschuss dafür war 1959 „Manche mögen’s heiß“ mit Marilyn Monroe, der als beste amerikanische Komödie aller Zeiten gilt. Mein persönlicher Favorit ist aber der mit Filmzitaten gespickte „Eins, zwei, drei“, der jetzt das erste Mal auf Blu-ray in ansprechender Qualität erschien, versehen mit einem langen Gespräch von Hellmuth Karasek mit Wilder über seine Karriere und zwei kürzeren Featurettes. Ähnlich provokant wie 1942 Ernst Lubitsch mit „Sein oder Nichtsein“ sprach auch Wilder in „Eins, zwei, drei“ wunde Punkte der deutschen Historie an. Waren es bei Lubitsch vor allem die Nazis, mit denen satirisch abgerechnet wurde, bot Wilder das geteilte Berlin des Jahres 1961 als Schauplatz noch zahlreiche weitere Angriffsflächen, und so bekamen hier neben der gescheiterten Entnazifizierung Deutschlands auch Kommunismus und amerikanischer Kulturimperialismus ihr Fett ab. Gedreht wurde der Film allerdings in München, da der Mauerbau in Berlin die Dreharbeiten dort unmöglich machte. James Cagney, der in den 1930er Jahren durch Gangsterfilme wie „Der öffentliche Feind“ bekannt wurde, spielt hier den Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin, der mitten im Kalten Krieg versucht, Cola auch im Osten zu etablieren. Seine Bemühungen werden allerdings gestört, als er sich um die Tochter seines Bosses kümmern muss, die sich während ihres Berlin-Aufenthalts in einen verbohrten Kommunisten (Horst Buchholz) verliebt hat. „Eins, zwei, drei“ ist eigentlich eine klassische Screwball-Komödie, die Wilder aber mit einer offenkundigen politischen Ebene und einem wirklich atemberaubenden Tempo versah, wodurch der Film auch 60 Jahre später nichts von seinem Charme verloren hat.