EIN PHILOSOPHISCH PORNOGRAFISCHER SOMMER

Jimmy Beaulieu

Ein modernes Sittengemälde der kanadisch-frankophonen Gesellschaft in Comicform, in der man in Kunst macht und sämtliche Spielarten der Sexualität ausprobiert. Leichtfüßig und spielerisch kommen die Zeichnungen daher und reflektieren somit auch die Handlung.

Louis, Autor in der Schaffenskrise, kauft sich ein altes Hotel und lädt ein bekanntes Paar ein, den Sommer mit ihm und seiner Freundin dort zu verbringen. Die erotischen Bindungen und Spannungen dominieren die Handlung: Wer kann mit wem und wie? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Und doch empfinde ich, dass das Buch stellenweise den Hauch von positivem Sexismus besitzt. Um ein völlig emanzipiertes Bild von Sexualität zu zeichnen, hätten die beiden männlichen Hauptfiguren vielleicht nicht nur passiv in die Rolle von Voyeure schlüpfen sollen, die sich am lesbischen Sex ihrer Freundinnen erfreuen.

Trotzdem gebe ich zu, dass die weibliche Sexualität hier als stark und emanzipiert präsentiert wird. Insgesamt ist der Comic ein netter Zeitvertreib, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck, dafür fehlt es mir dann doch etwas an erzählerischer Tiefe.