EA80

Reise LP/CD

Der Tag, an dem ich EA80 nicht mehr hören will, ist der Tag, an dem Punk für mich vorbei ist. Er wird nie kommen. Schon das erste Lied, "Zum Ausgangspunkt", drückt all die richtigen Knöpfe. Und es war eine weite Reise bis hierhin - sechs Jahre sind seit "Alle Ziele" vergangen (Ein Zufall, dass "Reise" aus dem gleichen Begriffsfeld kommt wie dieser Titel?), zwischendurch wurde der 25.

Geburtstag gefeiert, kam die Neueinspielung von "Vorsicht Schreie". In so einer langen Zeit passiert vieles, ändern sich Menschen, werden Kinder geboren, Prioritäten verschieben sich, und doch bleibt eines wichtig und richtig: diese Band, die mich begleitet, seit ich diese Musik höre.

Und ich versuche gerade zu ergründen, wie EA80 sich mit mir verändert haben, ob die heute anders sind als vor 20 Jahren, als ich sie erstmals live sah, wie jemand sie wohl wahrnimmt, der heute so alt ist wie ich damals.

Drummer Nico sagt, es gebe in Mönchengladbach heute Kidpunks, die EA80 nicht kennen. Unvorstellbar für mich. Sind all ihre Fans mit ihnen alt geworden? Ich denke nicht. EA80 zu mögen war schon immer ein etwas elitäres Vergnügen, ihre Platten ein Fall für den Einkauf beim Fachhändler, ihre Musik der Graus für jeden stumpfen Deutschpunk.

Denn was mir jüngst beim SONIC YOUTH-Konzert mal wieder auffiel: Mag Junge auch etwas an Begeisterung für Thurston Moore und Co. eingebüßt haben, sein Gitarrenspiel war und ist massiv von den New Yorkern beeinflusst.

Was uns zu Guido Lucas führt, mit dem zusammen EA80 diesmal aufgenommen haben. Der ist kein Produzent im herkömmlichen Sinne, so wie die Mönchengladbacher keine Band sind, die sich einem Produzenten ausliefert, aber ich habe doch das Gefühl, dass Meister Lucas aus ihnen hier und da Sachen herausgekitzelt hat, die sie selbst nicht gehört hätten, und das tut EA80 v.2007 sehr gut.

"Reise" präsentiert die Band an sich unverändert, aber doch runderneuert, frisch und irgendwie lockerer. "Reise" als Thema zieht sich durch das Album, "Zum Ausgangspunkt" heißt das erste Lied, "Tunnel" das dritte (mit seltsamen Dampflokgeräuschen darin ...), "Rückfahrschein" das sechste, das heißt, der mit 12 beginnenden Zählweise auf dem Cover nach ist es das 12., 14., 17.

- ein Geheimnis muss man ja haben, über das der Fan sich den Kopf zerbricht. Elf Lieder reichen aus, um mich davon zu überzeugen, die nächsten Tage mit den ersten neun Alben zu verbringen, die natürlich in jeden ordentlichen Haushalt gehören.

Allerdings: Sie derzeit neu zu kaufen dürfte schwerfallen, weil ausverkauft. Hilfe naht: In den nächsten Monaten sollen alle neu aufgelegt werden. Zum Glück. (42:39) (10)