Kein Schwarzer zu sein und nicht aus dem Mississippi-Delta zu stammen, hat noch keinen Musiker davon abgehalten, seine spezielle Vorstellung von Blues umzusetzen. Und so kommt Duke Garwood aus London, sein bisheriger Bekanntheitsgrad hält sich zwar in Grenzen, aber zumindest war er schon mal mit Mark Lanegan auf Tour – wenn man so will ein Geistesverwandter, der seinen Blues ganz tief unten in einer Whiskeyflasche gefunden hat, was ihm in dieser Hinsicht immer ein authentisches Feeling garantiert hat.
„Dreamboatsafari“ scheint Garwoods zweites Album zu sein und beginnt mit zwei eher durchschnittlichen Blues-Nummern mit verschlepptem Rhythmus und schiefen Gitarrenklängen, die beim ersten Mal nicht so recht zünden wollen, und die man eher zu schätzen weiß, wenn man das Album in voller Länge genossen hat.
Danach schlägt Garwood nämlich eine recht überraschende Richtung ein, wird deutlich experimenteller und demontiert Blues-Schemata auf radikale Weise. Als Bezugspunkte fallen einem da spontan Tom Waits oder CAPTAIN BEEFHEART ein, ebenso wie die australischen THE BIRTHDAY PARTY und der kriminell unterbewertete Hugo Race.
Damit deckt Garwood eine interessante Bandbreite dessen ab, was man so mit Blues anstellen kann, und unter dem Strich führt das zu einem sympathisch originellen, facettenreichen wie beängstigend düsteren Album, das eine Entdeckung wert ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Thomas Kerpen