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DOUBLE JOB

Ohne Tanzen planen

Ich liebe ja Platten, bei denen man nicht weiß, welche Seite A und welche B ist, ob sie auf 33 oder 45 laufen, man auf den ersten Blick weder Bandnamen noch Label eindeutig erkennt, sondern lediglich ahnt, dass es sich wohl um „Kunst“ handeln muss. Lecker Spargel auf dem Cover. Hmmjamjam. Stecken wir also STEREO TOTAL in hektisch, DER MODERNE MAN und Helga Feddersen in den Mixer, ein paar Spritzer 8Bit-Piepser, den allseits beliebten 17/18tel-Takt, einen Vocoder und ganz viel Ost-Charme dazu, fertig ist das aktuelle Werk von DOUBLE JOB aus Leipzig. Nach dem dritten Hören habe ich dann herausgefunden, dass die Platte auf 45 läuft und voll catchy ist. Das mag jetzt nicht unbedingt jene Band sein, die man gerne als Proberaum-Nachbar hätte, aber es ist durchaus legitim, selbst in Krisenzeiten den raren Rohstoff-Vinyl damit zu bepressen, um für die Nachwelt zu dokumentieren, was im Jahre 2022 Arty-Punk war. Immerhin hat man Sinn für Timing, manchmal sogar (entgegen dem Titel der Platte) für Tanzbarkeit, so wie für ein freundschaftliches Verhältnis von Harmonie und Dissonanz. Ein bunter Blumenstrauß an Ideen also. Der kommerzielle Durchbruch dagegen steht nicht unmittelbar bevor. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich meinen Barcode-Scanner anlegen sollte. Zum Glück.