DOGTOOTH

Die DVD von DOGTOOTH (KYNODONTAS) ist zwar schon im April erschienen, aber irgendwie ist dieser 2011 auch für den Oscar nominierte griechische Film immer noch eine Erwähnung wert. Vor allem Freunde von Michael Haneke und Ulrich Seidl werden bestimmt viel Spaß mit der provokanten Parallelwelt des Regisseurs Giorgos Lanthimos haben, der unsere Vorstellung von Normalität in Frage stellt.

In DOGTOOTH werden drei Kinder, zwei Töchter und ein Sohn, von ihren Eltern in einem abgelegenen Haus komplett von der Außenwelt abgeschirmt und haben in ihrem bisherigen Leben das Grundstück noch nie verlassen.

Denn laut ihrer Eltern ist die Welt draußen nicht sicher, weshalb nur der Vater mit dem Auto das Gelände verlässt, um seiner Arbeit nachzugehen, und so den einzigen Kontakt zur Außenwelt darstellt.

Ansonsten hat der Vater innerhalb des Hauses eine Welt geschaffen, die nach ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten funktioniert („The animal that threatens us is a ‚cat‘: the most dangerous animal there is.

It eats meat, children’s flesh in particular.“). Das erinnert bisweilen an Peter Bichsels beängstigende Kurzgeschichte „Ein Tisch ist ein Tisch“, in der ein Mann beginnt, Gegenstände umzubenennen, um eine eigene Sprache zu entwickeln, bis er sich mit niemand mehr verständigen kann.

Auch Kaspar Hauser und die Taten eines Josef Fritzl scheinen dabei starken Einfluss auf Lanthimos’ Film gehabt zu haben, der so absurd überzeichnet ist, dass es fast schon wieder lustig ist.

Wobei einem das Lachen spätestens im Halse steckenbleibt, als Lanthimos sein Publikum noch mit einem Inzucht-Szenario schockt. Letztendlich überwiegt hier aufgrund der kühlen, emotionslosen und fast dokumentarischen Bildsprache ähnlich wie bei Haneke und Seidl ein generelles Unbehagen, denn so weit scheint das alles gar nicht von der Realität entfernt zu sein.