Foto

DIE WENDELTREPPE

Zu meinen ewigen Lieblingsfilmen gehört Robert Siodmaks selbstironischer, temporeicher Piratenfilm „Der rote Korsar“ von 1952. Ähnlich wie sein Bruder Curt, der in Hollywood in den 1940er Jahren die Drehbücher für zahlreiche Horrorfilme schrieb wie „Der Wolfsmensch“ oder „Ich folgte einem Zombie“, floh auch Robert vor der Nazi-Diktatur aus Deutschland in die USA, um dort als Regisseur sein Glück zu versuchen. Bei „Draculas Sohn“ von 1943 arbeiteten die Siodmak-Brüder dann sogar zusammen. Im Gegensatz zur unbeschwerten Leichtigkeit von „Der rote Korsar“ waren andere Filme von Siodmak eher düsterer Natur wie sein Film noir „Gewagtes Alibi“ von 1949 oder später die deutsche Produktion „Nachts, wenn der Teufel kam“ über den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke, den Mario Adorf verkörperte. Wenig fröhlich ist auch sein meisterhaft inszenierter Schwarzweiß-Psychothriller „Die Wendeltreppe“ („The Spiral Staircase“), der mit seiner fast expressionistischen Bildgestaltung wie die Verfilmung eines viktorianischen Schauerromans wirkt und auch den Titel „Das alte finstere Haus“ tragen könnte. Die Vorlage dafür lieferte ein Roman von 1933 der britischen Krimiautorin Ethel Lina White, der mehrfach verfilmt wurde. „Die Wendeltreppe“ erschien jetzt das erste Mal auf Blu-ray in ausgezeichneter Qualität (eine DVD gibt es auch), versehen mit Booklet und einem Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen. Im Jahr 1916 hat es in einem kleinen Ort in Neuengland ein Serienkiller offenbar vorwiegend auf behinderte junge Frauen abgesehen, was auch die durch einen traumatischen Schock stumm gewordene Helen zu einem potentiellen Opfer macht, die auf dem Landsitz der Familie Warren als Pflegerin beschäftigt ist. Wie so oft mangelt es der überraschenden Auflösung an Plausibilität, aber der Weg dahin ist auf jeden Fall sehr atmosphärisch und spannend.