DIE WELT DES BRUNO BOZZETTO

Der 81-jährige Bruno Bozzetto ist eine der mittlerweile in Vergessenheit geratenen Größen des europäischen Zeichentrickfilms. Heutzutage werden seine Arbeiten für an makellose Computeranimationen gewöhnte Menschen primitiv wirken.

Schon zu ihrer Entstehung waren seine politisch und satirisch geprägten Filme aber nicht das übliche familienfreundliche Programm, also eher etwas für Erwachsene und dementsprechend auch keine Konkurrenz für ein Studio wie Disney.

Zu seinen in Deutschland bekanntesten Schöpfungen gehört Herr Rossi, dem Bozzetto zwischen 1960 und 1977 insgesamt 36 Filme widmete, die zum Teil auch hierzulande auf DVD erschienen. Bei seinen drei wichtigsten spielfilmlangen Werken „Der wildeste Westen“ (1965), „VIP – Mein Bruder, der Superman“ (1968) und „Allegro non troppo“ (1976) sah es hingegen bisher deutlich schlechter aus.

„Der wildeste Westen“ und „VIP – Mein Bruder, der Superman“ erschienen bisher nur auf Video, dafür aber „Allegro non troppo“ auf DVD – in recht dürftiger Qualität und offenbar in einer unvollständigen Fassung –, mit dem Bozzetto Walt Disneys „Fantasia“ parodierte.

Bozzetto-Fans werden sich deswegen umso mehr über die frisch auf DVD und Blu-ray erschienene „Die Welt des Bruno Bozzetto“-Edition von Koch freuen, untergebracht in einem überformatigen Karton mit Booklet, die neben besagten drei Filmen in ausgezeichneter Qualität auch eine Bozzetto-Dokumentation und 29 von dessen Kurzfilmen enthält.

Eine wirklich großartige Veröffentlichung, zumal der Versuch, mit „VIP – Mein Bruder, der Superman“ das Superhelden-Genre zu parodieren, immer noch viel Charme besitzt. Und mit dem ebenfalls parodistisch angelegten „Der wildeste Westen“ („West and Soda“) wurde Bozzetto quasi neben Leone zu einem der Wegbereiter des Italowesterns.