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DIE WACHE

Sein musikalisches Alter Ego Mr. Oizo scheint Quentin Dupieux zwar noch nicht zu Grabe getragen zu haben, seine musikalischen Aktivitäten hat der Franzose aber offenbar zugunsten seiner äußerst produktiven Karriere als Regisseur etwas zurückgefahren. Während gerade sein bereits 2018 entstandener Film „Die Wache“ („Au poste!“) auf DVD erschien, ist seine letztjährige Produktion „Le Daim“ unter dem Titel „Monsieur Killerstyle“ für September als Heimkino-Release angekündigt. Und in diesem Jahr entstand mit „Mandibules“ ein weiterer Film von Dupieux, in dem zwei Freunde eine riesige Fliege finden, die sie zu zähmen versuchen. Das dürfte ganz in der Tradition von Dupieuxs bisherigen meist verblüffend surrealen Filmen stehen, dem man auch gerne verzeiht, wenn er seine wirren Handlungsstränge am Ende nicht immer vollends zufriedenstellend zusammenführen kann. Denn bis dahin hat dieser Meister des Absurden einen mit seinem amüsanten filmischen Nonkonformismus bestens unterhalten können, bei dem nie ganz klar ist, wo die Grenze zwischen Traum und Realität verläuft. Ähnlich verhält es sich auch in „Die Wache“, der ein „realistisches“ Polizeiszenario aufgreift: Ein Verdächtiger, der vor seiner Haustür eine Leiche gefunden hatte, muss in einem Polizeirevier während eines Kreuzverhörs einem übermotivierten Beamten (Benoît Poelvoorde) glaubhaft machen, warum er nicht der Mörder ist. Und als der besagte Kommissar einem Kollegen aufträgt, auf den Verdächtigen aufzupassen, driftet das kriminalistische Kammerspiel vollends ins Absurde ab und Dupieux lässt auf wundervolle Art unterschiedliche Realitätsebenen aufeinanderprallen. An diesem Punkt wird dem Zuschauer auch klar, warum „Die Wache“ im englischsprachigen Ausland den doppeldeutigen Titel „Keep an Eye Out!“ (also „jemand im Auge behalten“) trägt.