DIE SPUTNIK-JAHRE

Baru

Bereits in Ox #104 wurde an dieser Stelle mit „Schönes neues Jahr“ ein Buch des französischen Comiczeichners Baru aka Hervé Barulea besprochen, hier folgt gleich das nächste. Diesen auf ursprünglich vier Teile angelegten Comic hat Baru Ende der Neunziger gezeichnet, auf deutsch erschien die Reihe ursprünglich 2002 in vier Bänden bei Carlsen, jetzt kommt bei Reprodukt eine neuaufgelegte Gesamtausgabe.

Entgegen seinen anderen Werken ist „Die Sputnik-Jahre“ weniger dramatisch, sondern erzählt nostalgische Kindheitserinnerungen aus den 50er Jahren – sicher autobiografisch gefärbt, denn Baru wurde 1947 geboren.

Protagonist ist der zehnjährige Igor, der in einer Industriestadt in Lothringen lebt und mit seinen Altersgenossen eine wilde, unbeschwerte Zeit verbringt: Rivalitäten zu den Jungs aus dem benachbarten Viertel und zu den Mädchen, aber auch Streitigkeiten um die Hierarchie in den eigenen Reihen bestimmen ihr Leben.

Wer Anführer ist, wird durch Raufereien, Fußballspiele oder Indianer-Schlachten mit Pfeil und Bogen entschieden. Andere Sachen, die die Erwachsenen beschäftigen, sind ziemlich unwichtig oder dienen höchstens dazu, zu neuen spannenden Spielen umfunktioniert werden, wie der von der Sowjetunion 1957 ins All geschossene Sputnik-Satellit .

Diesen nehmen die Kinder zum Anlass eigene Raketen zu bauen und mit Hilfe von geklauten Zündschnüren abzuschießen zu versuchen. Typische Themenfelder Barus sind zwar ebenfalls vertreten, wie soziale Kämpfe der Industrie-Arbeiter oder Immigration, bleiben aber im Hintergrund, da sie die Lebensrealität der Kinder nur indirekt tangieren.

Insgesamt ein hervorragendes Kindheitsnostalgie-Werk, wie es zum Beispiel auch der Film „Stand By Me“ ist (nach der Stephen King-Geschichte „The Body“).