DIE NEUN PFORTEN

Schon seit Mitte August käuflich auf DVD zu erwerben, aber ein Film, auf den man gerne noch mal hinweist und der bei erneutem Anschauen auch noch erstaunlich viel Spaß macht, wenn man sich auf seinen generell ruhigen Erzählfluss einlässt.

Fünf Jahre ließ sich Roman Polanski nach seinem hervorragenden Kammerspiel DEATH AND THE MAIDEN Zeit für einen neuen Film – PIRATES, FRANTIC und BITTER MOON davor gehören sicher zu seinen schlechtesten Arbeiten –, und heraus kam ein seltsamer, selbstironischer Okkult-Horror-Thriller, basierend auf dem spanischen Bestseller „Der Club Dumas“, den er selbst als „ROSEMARY’S BABY meets EYES WIDE SHUT“ beschrieb.

Ein gehörige Portion ANGEL HEART steckt hier aber auch noch drin, so wie Johnny Depp als skrupelloser Buchhändler Dean Corso für einen steinreichen Verleger namens Boris Balkan eine weitere Kopie des sagenumwobenen Buches „The Nine Gates Of The Kingdom Of Shadows“ beschaffen soll, mit der Balkan die Authentizität seiner eigenen Kopie belegen will.

Angeblich war der Satan höchstpersönlich Co-Autor des Buches, von dem es nur drei Kopien gibt, und genau der soll auch mit dem Buch heraufbeschworen werden. Keine ganz einfache Aufgabe für Depp/Corso, denn einige andere Leute sind auch hinter dem Buch her, was zu zahlreichen Todesfällen führt.

DIE NEUN PFORTEN wurde von Kameramann Darius Khondji (SE7EN, DIE STADT DER VERLORENEN KINDER, DELICATESSEN) wirklich wundervoll bebildert, ein echter Augenschmaus, auch hinsichtlich der gesamten Ausstattung, hinzu kommt der mächtige, aber nie aufdringliche Orchesterscore von Polanski-Hauskomponist Wojciech Kilar, aber letztendlich ist es Depps wie immer reduziertes, eigenwilliges Spiel, das den Film zu so einem Genuss macht.

Dass Polanski nie gänzlich seine Karten auf den Tisch legt und einem ein offenes Ende beschert, wo Corsos Suche weitergeht, der immer noch nicht so recht an das glauben will, was er bisher alles gesehen hat, stört indes nicht weiter.

Das größte Mysterium des Films bleibt allerdings Emmanuelle Seigners Rolle – die ja bekanntlich mit Polanski seit Ende der 80er liiert ist –, die zuerst als Schutzengel von Depp im Schlabberlook mit Turnschuhen auftritt, aber sich dann offensichtlich als Inkarnation des Teufels entpuppt, der seine eigenen Interessen schützen will, oder so.

Und manchmal ist es ja auch viel interessanter, wenn Filme ihr Geheimnis bewahren, das sieht man ja auch bei David Lynch. Kinowelt beschert dem sehenswerten Film ein optisch ansprechendes DVD-Update, im Vergleich zur alten 20th Century Fox-Version wurden sowohl Bild- und Ton auf den neusten Stand gebracht, diverses Hintergrundmaterial zum Film kam als Bonus hinzu, und das Ganze wird als Doppel-DVD in Buchform mit Einband in Lederoptik verkauft.