DIE MUSKETIERE - EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN!

Alexandre Dumas dem Älteren haben wir mit „Die drei Musketiere“ und „Der Graf von Monte Christo“ zwei absolute Klassiker der Weltliteratur zu verdanken, die unzählige Male als Vorlage für Kino- und TV-Filme dienten.

Zuletzt hatte sich der völlig talentfreie Paul W.S. Anderson Dumas angenommen und „Die drei Musketiere“ für „Matrix“- und „Resident Evil“-Fans aufbereitet. Wie nicht anders zu erwarten, ein schmerzhaft blödes Machwerk, bei dem mal wieder Til Scheiger durch die Kulissen torkelt und auch Andersons Lebensgefährtin Milla Jovovich ihr ganzes Unvermögen zur Schau stellt.

Bereits 2002 hatte StudioCanal (damals noch Kinowelt) die beiden Dumas-Verfilmungen von Richard Lester, „Die drei Musketiere“ und „Die vier Musketiere der Königin“ (auch als „Die vier Halunken der Königin“ oder „Die vier Musketiere - Die Rache der Mylady“ bekannt), als Doppelpack auf DVD veröffentlicht, aber die Gurke von Anderson bietet natürlich einen schönen Anlass, das Ganze neu aufzulegen.

Lester, möglicherweise einer der einflussreichsten Regisseure der Sechziger, der für die beiden BEATLES-Filme „A Hard Day’s Night“ und „Help!“ verantwortlich war und später „Superman II“ und „Superman III“ mit jeder Menge umstrittener Selbstironie würzte, hat mit diesen beiden Dumas-Verfilmungen sicherlich zwei seiner herausragendsten Werke gedreht.

Ein wenig tragisch erscheint in diesem Licht, dass ausgerechnet sein letzter Film 1989 „Die Rückkehr der Musketiere“ sein sollte, die etwas fade Fortsetzung seiner „Musketiere“-Adaptionen, die seltsamerweise bei uns über ein VHS-Release und TV-Ausstrahlungen nie hinausgekommen ist und auch im Ausland anscheinend nicht auf DVD zu haben ist – so viel zum Stellenwert des Films.

Dafür sind allerdings „Die drei Musketiere“ und „Die vier Musketiere der Königin“ nach wie vor äußerst gelungene Vertreter des Mantel- und Degenfilms, die die Besonderheit aufweisen, dass die gewohnte Eleganz der Fechtduelle des Genres hier auf dem Niveau von Wirtshausschlägereien angesiedelt wurde.

Man könnte vermuten, dass die Prügelduelle der frühen Italowestern von Bud Spencer und Terence Hill hier ihre Spuren hinterlassen haben, die sich ja auch in kommerzieller Hinsicht bezahlt machten.

Das heißt aber nicht, dass Lester darauf aus war, Dumas hier ausschließlich durch den Kakao zu ziehen, denn trotz deutlicher parodistischer Ansätze und viel Situationskomik ist das romantische Heldenideal der klassischen Mantel- und Degenfilme gut spürbar, wo man eben lieber über die Klinge springt, als sein Gesicht zu verlieren.

Inzwischen fällt einem leider unangenehm auf, dass beide Filme für den deutschen Markt offenbar noch nicht lustig genug waren, und so wurde gerade bei „Die vier Musketiere der Königin“ ordentlich bei der Synchronisation nachgeholfen, man kennt das ja zur Genüge von Louis de Funès- oder Belmondo-Komödien.

Diesem Bemühen, „Die vier Musketiere der Königin“ möglichst familiengerecht und humorvoll zu machen, fiel dann auch die Exekutionsszene der Milady de Winter zum Opfer, die aber bereits in der ersten DVD-Auflage wieder enthalten war, allerdings nur in englisch mit deutschen Untertiteln.

Auch knapp 40 Jahre nach ihrer Entstehung haben beide Filme nur wenig von ihrem früheren Reiz eingebüsst, sieht man mal von der schon angesprochenen deutschen Synchro ab, die man als pubertierender Jugendlicher natürlich noch witziger fand.

Hinzu kommt in dieser Burleske mit tragischer Note eine fantastische Besetzung in Gestalt von Michael York (als naives Landei D’Artagnan, der in Paris Musketier werden will), Oliver Reed als hemdsärmeliger Musketier Athos, Charlton Heston als Kardinal Richelieu, Christopher Lee als dessen fieser Handlanger Rochefort und die wundervolle Faye Dunaway als Femme fatale Lady de Winter, neben Richard Chamberlain, Raquel Welch und Geraldine Chaplin.

Am besten schaut man beide Filme gleich als Double Feature, zumal sie damals auch zusammen entstanden sind, ein netter Coup, mit dem Lester und seine Produzenten versuchten, die Hauptdarsteller über den Tisch zu ziehen, denen gar nicht bewusst war, dass sie damals in Spanien gleichzeitig zwei Filme gedreht hatten.