DIE MORDE VON SNOWTOWN

Beim Ansehen von Justin Kurzels Spielfilmdebüt „Snowtown“ kommt man im ersten Moment nicht unbedingt auf die Idee, dass das Ganze „based on a true story“ sein könnte, denn dessen True-Crime-Horror-Drama besitzt eine irritierend surreale Grundstimmung.

Tatsächlich geht es hier um den außerhalb Australiens nicht sonderlich bekannten Serienkiller John Justin Bunting. In der australischen Kriminalgeschichte verewigte sich Bunting durch die so genannten „Snowtown Morde“, denen zwischen 1992 und 1999 elf Menschen zum Opfer fielen.

Bunting war allerdings kein gewöhnlicher Serienkiller, sondern verstand es geschickt, seine Mitmenschen zu manipulieren, indem er ihnen einredete, bestimmte Leute seien Pädophile und Homosexuelle, die den Tod verdienten, und so einige Unschuldige zu seinen Mittätern machte.

Eine völlig abartige Selbstjustiz-Allianz, die Bunting, ein ehemaliger Neo-Nazi, dazu nutzte, seine psychopathischen Neigungen auszuleben, und den Daniel Henshall in „Snowtown“ brillant als emotionslosen und kalt berechnenden Menschenfänger verkörpert.

Besagter John findet für seine Taten den idealen Nährboden, als er zur neuen Vaterfigur der Söhne einer Frau wird, die gerade ihren Lebensgefährten rausgeschmissen hatte, weil er Nacktfotos von ihren Jungs gemacht hatte.

Eine Art dysfunktionale Familien-Situation also, angesiedelt in einer heruntergekommenen Vorortsiedlung, deren Bewohner man in Amerika wohl als White Trash bezeichnen würde. Ein bedrückender Albtraum von Film, in dem die vermeintliche unbescholtene Vaterfigur irgendwann ihr wahres Gesicht zeigt.

Auch wenn Kurzel dabei nur selten explizit wird und vieles im Off passiert, dürfte selbst diese nur angedeutete, unterschwellig ständig präsente Gewalt für zartbesaitete Menschen eine echte Belastungsprobe darstellen.