DIE HALUNKEN

DIE HALUNKEN (LE CINQUE GIORNATE oder auch THE FIVE DAYS OF MILAN) war bisher neben VIER FLIEGEN AUF GRAUEM SAMT (4 MOSCHE DI VELLUTO GRIGIO) immer einer von Dario Argentos rarsten Filmen, und letzterer ist es immer noch, denn der kam bisher auf DVD nicht über mieses Bootlegniveau hinaus.

Dafür gibt es DIE HALUNKEN jetzt auch hierzulande in einer vernünftigen Fassung in ausgezeichneter Ton- und Bildqualität, sogar mit einer erstaunlich guten deutschen Synchro versehen, die man irgendwo ausgegraben hat, denn ein deutsches Kino- oder Video-Release gab es anscheinend nie.

Allerdings wird sich die Freude darüber selbst bei Argento-Fans eher in Grenzen halten, denn DIE HALUNKEN ist einer seiner untypischsten Filme, in dem dann auch noch überraschenderweise Adriano Celentano die Hauptrolle spielt, ohne dass es sich hier um eine allzu platte Komödie handeln würde.

DIE HALUNKEN ist sogar überwiegend erstaunlich ernsthaft, eine episodenhafte Revolutionsfarce, angesiedelt während des Mailänder Volksaufstands gegen die Österreicher im Jahr 1848. Celentano spielt darin den Gelegenheitsdieb Cainazzo, der zu dem ganzen politischen Geschehen eigentlich keine wirkliche Meinung hat und deshalb ständig zwischen die unterschiedlichsten Fronten gerät.

Argento hatte bei seiner epischen Abenteuerkomödie vor historischem Background wohl so was ähnliches wie Leone 1966 mit IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO im Sinn gehabt, nur wollen sich bei ihm die einzelnen Elemente nicht so recht verbinden.

Es bleibt bei einer etwas zähen Nummernrevue zwischen Klamauk und Tragik, wobei Argento immer wieder überraschend drastische Gewaltszenen integriert, in denen man dann eher seine Handschrift erkennen kann.

Insofern ist DIE HALUNKEN vor allem als filmische Rarität interessant und sehenswert, denn um einen richtig guten Film handelt es sich nicht, dafür ist das von Argento, Luigi Cozzi (Regisseur von Meisterwerken wie CONTAMINATION) und Mario Foglietti verfasste Drehbuch zu unausgegoren und sprunghaft.

Aber wenn man sich anschaut, was Argento gerade mit LA TERZA MADRE, der ewig hinausgezögerte Abschluss seiner "Drei Mütter"-Trilogie, für einen jämmerlichen Müll abgeliefert hat, ist DIE HALUNKEN dagegen immer noch ein unvergleichliches Meisterwerk, das man gar nicht genug loben kann.