DIE FLIEGE

Basis für Kurt Neumanns Film „Die Fliege“ war die gleichnamige Kurzgeschichte von George Langelaan, die das erste Mal 1957 im Playboy erschien. Bereits ein Jahr später folgte eine Filmadaption, deren Drehbuch sich stark an der literarischen Vorlage orientierte.

Regisseur Neumann, der ansonsten ein wenig aufregendes Gesamtwerk vorzuweisen hat, verstarb noch vor der Premiere von „Die Fliege“ und erlebte nicht mehr den großen kommerziellen Erfolg seines Films, der zwei Fortsetzungen nach sich zog: „Die Rückkehr der Fliege“ (1959) und „Der Fluch der Fliege“ (1965).

Die mit einfachen Mitteln umgesetzte, in gemächlichem Tempo erzählte CinemaScope-Farb-Produktion wird dabei von hinten aufgerollt. Denn direkt zu Beginn erfährt der Zuschauer, dass der Wissenschaftlers André Delambre von seiner Frau Hélène in einer hydraulischen Presse zerquetscht wurde.

Inspektor Charas und Delambres Bruder Francois (Vincent Price) werden aus der Geschichte nicht ganz schlau, denn die vermeintliche Mörderin behauptet, dass es sich um eine Art Sterbehilfe handelte, auf ausdrücklichen Wunsch ihres Mannes.

Die seltsame Besessenheit der Frau hinsichtlich einer Fliege mit weißem Kopf, nach der sie verzweifelt sucht, lässt nur die Vermutung zu, dass die Arme übergeschnappt ist. Diese Diagnose wird noch verstärkt, als Hélène Delambre endlich erzählt, wie es zum Tod ihres Mannes kam, was der Zuschauer dann in einer Rückblende erlebt.

Denn der Wissenschaftler arbeitete an einem Teleportationsgerät, mit dem er schließlich sich selbst in einem Selbstversuch von einem Raum in den anderen transportieren konnte. Allerdings zusammen mit einer Stubenfliege, weswegen sein Gerät Mensch und Insekt gekreuzt hatte.

Delambre beschert das einen gigantischen Fliegenkopf und einen Fliegenarm. In Folge sucht er zusammen mit seiner Frau verzweifelt nach der Fliege mit dem menschlichen Kopf. Eine klassische „Mad scientist“-Geschichte, bei der Neumann weniger an vordergründigen Monster-Effekten interessiert war, sondern an der innerlichen Transformation des Menschen in ein mörderisches, amoralisches Insekt, weswegen Delambre dann den Freitod wählt.

„Die Fliege“ ist zweifelsohne einer der Klassiker SciFi/Horror-Kinos der Fünfziger, verspielt aber viel von seiner Nachdenklichkeit und existentialistischen Ernsthaftigkeit durch recht lächerliche Spezialeffekte, die ein heutiges Publikum unweigerlich zum Lachen bringen dürften.

Das wird zum Teil durch sein recht makaberes Ende wieder aufgefangen, das allerdings dann doch wieder in eine Art Happy End übergeht. Hinzu kommen gewisse logische Ungereimtheiten, die man aber bei einem Monsterfilm nicht anders erwartet.

Während „Der Fluch der Fliege“ gar nichts mehr mit dem Original zu tun hatte, bemühte sich „Die Rückkehr der Fliege“ noch um eine halbwegs sinnvolle Fortsetzung, die dann aber schnell zu billigem Monster-Trash mutiert.

Fox bescherte „Die Fliege“ jetzt eine schöne Neuauflage auf Blu-ray in ziemlich bestechender Qualität und mit einigen Extras wie einem Audiokommentar von Darsteller David Hedison und dem Filmhistoriker David Del Valle, und einem Price-Feature.

Weiterhin verschollen bleibt leider die alte deutsche Kinosynchro, die in den Untiefen der Kirch-Archive lagern muss, denn 1973 ließ die ARD den Film neu synchronisieren, weil ihr die Ursynchro technisch zu schlecht war.

1986 drehte David Cronenberg mit Jeff Goldblum und Geena Davis dann ein fantastisches Remake von „Die Fliege“, das zwar tricktechnisch inzwischen auch schon wieder ein wenig überholt sein dürfte, aber damals mit handgemachten Effekten die schrittweise Transformation eines Wissenschaftlers in ein Insekt auf ungemein drastische Weise eindrucksvoll in Szene setzte.

Cronenberg legte aber ebenfalls großes Augenmerk auf die negativen psychologischen Veränderungen und erzählte zudem noch eine tragische Liebesgeschichte. Bereits 2008 bekam Cronenbergs Film hierzulande von Fox ebenfalls einen ausgezeichneten HD-Bildtransfer auf Blu-ray spendiert, inklusive einer beeindruckenden Menge an Bonusmaterial, das den Entstehungsprozess dieses modernen Horror-Klassikers ausführlich beleuchtet.