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DIARY OF THE DEAD

Es ist ja keine ganz neue Erkenntnis, dass der Großteil der in den 70ern und 80ern wegweisenden Genreregisseure inzwischen in der kreativen Bedeutungslosigkeit angekommen ist, siehe etwa John Carpenter oder Dario Argento, die höchstens noch in kommerzieller Hinsicht Zugkraft besitzen.

So ein Fall ist auch der sympathische George A. Romero, der mit BRUISER im Jahr 2000 an einem absoluten Karrieretiefpunkt angelangt war. Romero konnte machen, was er wollte, die Zombies holten ihn immer wieder ein, und Klassiker wie NIGHT OF THE LIVING DEAD und DAWN OF THE DEAD waren Fluch und Segen zugleich.

Als dann 2005 LAND OF THE DEAD erschien, bekamen die unverbesserlichen Fanboys endlich das, worauf sie jahrelang hatten warten müssen, einen weiteren Zombiefilm von Romero. Das Problem war nur, dass Romero nicht der Einzige war, der inzwischen wieder Zombiefilme drehte.

Während ihn damals andere nachgeahmt hatten, hinkte er dem neu erwachten Interesse an Zombies mehr oder weniger hinterher, denn mit 28 DAYS LATER oder auch Zack Snyders Remake von DAWN OF THE DEAD waren wesentlich bessere und modernere Filme dieser Art entstanden – die Enkel waren längst am Urvater vorbeigezogen.

So war LAND OF THE DEAD zwar unterhaltsam, aber auch schnell wieder vergessen. Eindruck hinterließ der Film nicht. Gerechnet haben muss es sich wohl irgendwie, denn mit DIARY OF THE DEAD legte Romero zwei Jahre später noch mal nach, allerdings in etwas bescheidener Form.

Und auch hier hinkt Romero leider wieder dem Zeitgeist hinterher, denn so nett die Film-im-Film-Idee mit POV-Perspektive und der Integration von BLAIR WITCH PROJECT/YouTube-Ästhetik auch sein mochte, Filme wie CLOVERFIELD oder [REC] hatten das Bemühen um filmischen Hyperrealimus doch wesentlich eindrucksvoller auf die Spitze getrieben.

Dagegen wirkt DIARY OF THE DEAD etwas altbacken, in dem ein Filmteam von der Zombieseuche überrascht wird und fortan inmitten des gesellschaftlichen Chaos’ ums Überleben kämpft, während gleichzeitig ein besessener Regisseur versucht, einen Film darüber zu drehen.

Das Ganze beginnt sehr undefiniert und hört ähnlich auf, was DIARY OF THE DEAD einen recht unfertigen Charakter verleiht. Klar ist, dass Romeros Anliegen erneut war, darin ein bisschen Gesellschaftskritik zu verpacken inklusive des Irakkriegs.

Aber wenn man ehrlich ist, wirkt das alles nicht sonderlich überzeugend, vor allem im direkten Vergleich mit der Intensität von Romeros DAWN OF THE DEAD, in dem es ja nicht nur um deftigen Splatter ging, sondern auch um ernstzunehmende gruppendynamische Prozesse.

DIARY wirkt in allen Belangen wie der hastige Versuch, noch mal das Zombie-Thema auszuschlachten, bevor es überhaupt keinen mehr interessiert. Ein Horrorfilm unter vielen, durchaus unterhaltsam, mit einer zurückhaltenden Dosis Blutmatsch – sonst hätte er in ungeschnittener Form wohl kaum eine „FSK 18“ bekommen.

Der besitzt möglicherweise mehr Selbstironie und Grips als andere aktuelle Genrevertreter, aber ihm fehlen dennoch wirklich charakteristische Eigenschaften. Das beginnt schon bei den Darstellern, einer Gruppe Nobodys, deren Leistung man allenfalls als solide bezeichnen kann.

Man könnte danach meinen, jetzt ist aber mal gut mit den Zombies, aber Romero hat bereits ein Sequel zu DIARY OF THE DEAD abgefilmt. Wer Romeros DAWN OF THE DEAD für einen der besten Horrorfilme aller Zeiten hält, kann von DIARY eigentlich nur enttäuscht sein, auch wenn man dem Mann aus Pittsburgh den späten Erfolg gönnt.

Die Doppel-DVD wartet noch mit einem Audiokommentar mit Romero auf und der interessanten Doku ONE FOR THE FIRE: THE LEGACY OF NIGHT OF THE LIVING DEAD in Spielfilmlänge, die sich in den Staaten auf der „40th Anniversary Edition“-Disc von NIGHT OF THE LIVING DEAD befindet und die Geschichte dieses Klassikers detailliert aufdröselt.