2006 begann der als Forensiker und Spezialist für Blutspritzeranalyse bei der Polizei von Miami arbeitende Serienkiller Dexter Morgan (Michael C. Hall) sein Unwesen auf den TV-Bildschirmen zu treiben, basierend auf der Roman-Reihe von Jeff Lindsay. Faszinierend war an der sowohl tragischen als auch schwarzhumorigen Serie, wie dabei ein obsessiver Serienkiller mit bizarrem Ehrenkodex zu einer echten Identifikationsfigur aufgebaut wurde, der wie viele andere Psychopathen-Kollegen darum bemüht war, seine heikle Doppelexistenz geheim zu halten und ein „normales“ Leben mit Familie etc. zu führen. Wie bei vielen Serien gab es auch bei „Dexter“ durch den Austausch der kreativen Köpfe zwar einen gewissen Qualitätsverlust zu beklagen, aber man bereute es dennoch nicht, bis zum Ende drangeblieben zu sein. Insgesamt acht Staffeln entstanden bis 2013, bis die Serienmacher die Reißleine zogen und Dexter in den Ruhestand schickten, der noch schnell seinen eigenen Tod vortäuschte, um sich dann irgendwo in der Einöde eine neue Existenz als Holzfäller aufzubauen, was nicht bei jedem Fan gut ankam. Mit einigen Jahren Verspätung entschied man sich, Dexter den finalen Sargnagel zu verpassen, was jetzt möglicherweise schon ein Spoiler war. Denn Dexters harmonische neue Existenz (liiert ist er mit der Chefin der örtlichen Polizei) wird empfindlich dadurch gestört, dass sich zehn Jahre nach den Ereignissen der letzten Staffel sein „dunkler Begleiter“ wieder meldet und ihn sein offenbar schwer traumatisierter Sohn aufgespürt hat, was er irgendwie versucht in Einklang zu bringen. Als sein personifiziertes Gewissen darf Jennifer Carpenter als tote Schwester Debra wieder herrlich herumfluchen. Das Ganze läuft dann auf ein völlig deprimierendes und hoffnungsloses Ende hinaus, dessen brutale Konsequenz wirklich bewundernswert ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Thomas Kerpen