DESPISTADO

The People Of And Their Verses CD

Tja. Den Deal mit einem namhaften Indie-Label im Sack, das neue Album im Kasten, eine verheißungsvolle Karriere vor Augen - soweit hört sich das ganz gut an für die vier Kanadier. Anfang Februar tickerte dann die Nachricht durch das Internet, die Band habe sich aufgelöst.

Das Album erscheint natürlich trotzdem, im Hause Jade Tree ist man sich einig, das Vermächtnis dürfe man der Fangemeinde nicht vorenthalten. Ich sage: gut so! Die vorhergegangene EP deutete mit ihren sechs Songs bereits das Potenzial des heißen Vierers aus dem kalten Norden Amerikas an, "The People Of ..." zeigt die Band um Längen gereift.

Man wandert raffiniert zwischen der Art-Attitüde neuerer Dischord-Bands und der kaum unterdrückten Energie des Math-Rock hin und her, wobei gerade die Energie erstaunlicherweise nicht aus verzerrten Gitarren gewonnen wird - eben jene sind nämlich bestenfalls angezerrt -, sondern aus den unglaublich schwungvollen Arrangements und der guten Laune, die verbreitet wird.

Gleichzeitig aber, bei allen schrägen Akkorden und dem kniffligen Gitarrenspiel, sind die zwölf Songs unglaublich catchy und auf Melodie bedacht, womit DESPISTADO der Drahtseilakt zwischen anspruchsvoller und unterhaltender Musik bestens gelingt.

Leider wurde diese Band vielfach als bloßer AT THE DRIVE-IN-Epigon abgetan, was vermutlich am Timbre des Sängers Dagan Harding und seiner Art zu singen lag, aber damals wie heute wird dieser Vergleich dem Gesamtbild einfach nicht gerecht.

Viel zu gut, diese Band, und leider viel zu früh von uns gegangen. (43:13) (08/10)