DESPAIRATION

Songs Of Love And Redemption CD

DESPAIRATION werden nicht selten als amtliche LOVE LIKE BLOOD- beziehungsweise DREADFUL SHADOWS-Nachfolger bezeichnet und als große Hoffnung des deutschen Gothic Rock genannt. Diese These verfügt durchaus über ernst zu nehmenden Inhalt, denn die DREADFUL SHADOWS haben sich leider viel zu früh aufgelöst, und bislang ist - abgesehen von SCREAM SILENCE - ein gleichwertiger Ersatz ausgeblieben.

DESPAIRATION spielen kraftvollen Düsterrock, jedoch unterscheidet sich die Formation durch höher angesiedelte Vocals vom Einheitsbrei dieser Sparte. Im Gegensatz zu SECRET DISCOVERY und Co.

verzichtet der Vierer auf akustisches Schlagzeug und unterlegt die tiefer gestimmten Gitarren mit programmierten Drumcomputer-Beats. Eigentlich gelte ich als früherer Trommler als Gegner dieser "Schlagzeug-Einsparmethode", doch in diesem Fall darf aufgrund der geschickten Programmierung eine Ausnahme gemacht werden.

Im Vergleich zum Vorgänger "Scenes From A Poetical Playground" greift Frontmann Sascha vorwiegend auf persönliche Lyrics zurück, und entgegen aller Trends sind seine Mitstreiter nicht sanfter und kommerzieller geworden, sondern bestechen immer noch durch eine kräftige Brise Rock, und eben das tut Songs wie "Magic Caravan", "End Of Green" oder "Melissa Kissed The Sky" sehr gut.

Neben dreizehn Eigenkompositionen (darunter mit "Liquid Divine" auch ein Instrumental) gibt es als Bonus eine Coverversion des R.E.M.-Klassikers "Man On The Moon". Wer trendy und Klischée-triefende und völlig überflüssige Schluchzer á la HIM (wobei an dieser Stelle auch ungefähr 1000.000 Millionen anderer finnischer "Bands" genannt werden könnten) erwartet, ist bei DESPAIRATION glücklicherweise auf dem Holzweg.

Die deutsche Goth-Hoffnung rockt sich durch tolle Harmonien und verkauft sich nicht als Kopie eines Sparten-Chartstürmers. DESPAIRATION sind ihren Mitstreitern um einiges voraus, denn sie haben einen großen Vorteil - Charakter!