DER TOD DES BUNNY MUNRO

Nick Cave

Vor Urzeiten schenkte mir meine Mutter Caves Romandebüt „Und die Eselin sah den Engel“, weil sie dachte, sie könnte mir damit eine Freude bereiten, wusste sie doch, dass ich die Platten des Mannes schätze.

Nun, es erwies sich als Buch, das ich mit Grausen aus der Hand legte, und die Befürchtung, Cave hätte seine Untat aus dem Jahr 1989 mit „Der Tod des Bunny Munro“ wiederholt, stellt sich schon nach wenigen Seiten als unangebracht heraus.

Denn Cave lässt seinen „Helden“ Bunny Munro, der als Kosmetikvertreter in Brighton sein Geld zu verdienen versucht, in solch trashiger Weise in die Hölle hinabfahren, dass auch die christlichen Motive, die hier allgegenwärtig sind, das Buch nicht zur evangelikalen Erbauungsliteratur machen.

Bunny also ist ein Arschloch, das fickt, was ihm vor den Schwanz kommt, keine Phantasie ist ihm zu verkommen, und so richtig aus der Bahn wirft ihn eigentlich auch der Selbstmord seiner Frau nicht, der leider zur Folge hat, dass er nun seinen kranken kleinen Sohn am Hals hat, der freilich reflektierter ist als sein gestörter Erzeuger.

Mit einem alten Fiat Punto gurkt das Paar durch Südengland (eine Gegend, die Cave ja gut kennt), das Autoradio plärrt dazu, und wenn Kylie Minogue oder Avril Lavigne laufen, gehen die sexuellen Phantasien mit Mr.

Munro erst richtig durch – so sehr, dass Cave in einem Nachwort die beiden um Verzeihung bitten muss. Bis Munro am Schluss des Buches wirklich tot ist, begleitet der Leser ihn bei seiner Schussfahrt ganz nach unten, und Cave schreibt so bunt und anschaulich, dass man dafür auch mal einen Ellis oder Selby aus der Hand legt.

It’s only rock’n’roll, but I like it.