DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM

Der amerikanische Regisseur Martin Ritt hat in den Sechzigern und Siebzigern einige exzellente Filme gedreht, vor allem die mit Paul Newman in der Hauptrolle, insbesondere 1967 der wundervolle Spätwestern „Man nannte ihn Hombre“.

Zwei Jahre zuvor verfilmte Ritt John Le Carrés Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“, an dessen Ende ein fast ähnlich herzzerreißender Akt der Selbstaufopferung steht wie in „Man nannte ihn Hombre“.

1962 hatte Sean Connery seinen Einstand als James Bond in „Dr. No“ gegeben, ein Jahr später schrieb Le Carré mit „Der Spion, der aus der Kälte kam“ einen Roman, der das genaue Gegenteil dieser glamourösen Fantasy-Agentenwelt zeigte.

Denn Le Carré, der langjährige eigene Geheimdienst-Erfahrung besaß, sieht den Kalten Krieg nicht als Spielwiese für Hallodris mit Jetset-Mentalität. Stattdessen bemüht er sich um ein möglichst realistisches, kritisches und psychologisch differenziertes Bild ohne jegliche Schwarz-Weiß-Malerei; ein unmoralischer Kampf der Systeme, bei dem eigentlich jeder permanent die eigenen Ideale verrät.

Im Mittelpunkt von „Der Spion, der aus der Kälte kam“ steht Alec Leamas (grandios von Richard Burton gespielt), Leiter aller britischen Geheimdienstoperationen in der DDR und West-Berlin.

Der dient hier als Köder für den ostdeutschen Geheimdienst, um deren Abwehrchef zu kompromittieren. Ein immer noch ungemein düsterer und deprimierender Film, der ohne großartige Actionszenen durch seine kompromisslos harte Darstellung der Geheimdienstwelt ein Höchstmaß an Spannung erzeugt.

Wie jede Buchverfilmung offenbart Ritts Adaption im direkten Vergleich Schwächen, ist aber für sich genommen ein echter Klassiker. Die deutsche DVD von Winkler Film ist qualitativ absolut zufriedenstellend, besitzt aber bis auf den Trailer keinerlei Bonusmaterial.