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DER SIEBTE GESCHWORENE

Das Schaffen des 2013 verstorbenen französischen Regisseurs Georges Lautner schließt sowohl Gangster- und Kriminalfilme als auch Komödien ein (manchmal auch alles in einem), darunter einige mit Alain Delon oder Jean-Paul Belmondo wie 1981 „Der Profi“ (mit einem tollen Score von Ennio Morricone). 2021 erschien hierzulande seine überdrehte Gaunerkomödie „Nimm’s leicht – nimm Dynamit“ mit Lino Ventura von 1966 das erste Mal auf Blu-ray, auch seine absurde Agentenparodie „Mordrezepte der Barbouzes“ von 1964 (ebenfalls mit Ventura) ist in guter Qualität zu haben, jetzt gefolgt von zwei weiteren DVD-Veröffentlichungen von Lautner, „Das schwarze Monokel“ von 1961 und der ein Jahr später entstandene „Der siebte Geschworene“. Während sich „Das schwarze Monokel“ als wirre und etwas zähe Agentenparodie entpuppt, ist „Der siebte Geschworene“ eine ernsthafte und in moralischer Hinsicht sehr interessante Mischung aus Gerichtsfilm und Kriminalfall mit Bernard Blier in der Hauptrolle. 1970 drehte Elio Petri seinen oscarprämierten „Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“, in dem ein Morddezernat-Inspektor seine Geliebte tötet, aber alle Spuren, die auf ihn verweisen, von seinen Kollegen ignoriert werden. Das erinnert stark an Lautners ebenfalls leicht satirisch angelegten Film, in dem ein angesehener Apotheker in einer französischen Kleinstadt eine junge Frau erwürgt, der er sexuellen Avancen gemacht hatte, verdächtigt wird allerdings ein Unschuldiger. Schließlich wird der vermeintlich unbescholtene Apotheker sogar einer der Geschworenen im Prozess gegen den zu Unrecht Beschuldigten und versucht, dessen Unschuld zu beweisen, ohne aber seine eigene Schuld einzugestehen. Damit gelang Lautner eine erstaunlich zeitlose, kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Doppelmoral.