Man muss kein Fan der „Pirates Of The Caribbean“-Reihe sein, um anzuerkennen, dass Gore Verbinskis erster Beitrag „Fluch der Karibik“ von 2003 eine schöne Hommage an Robert Siodmaks Piratenfilm „Der rote Korsar“ war. Kein Wunder, basierte „Fluch der Karibik“ doch auf einer dem „Der rote Korsar“ nachempfundenen Disney-Park-Attraktion. Den Charme von Siodmaks herausragendem Vertreter des Swashbuckler-Genres erreichte Verbinski trotz spektakulärer Effektszenen dennoch nicht. Der besondere Spezialeffekt von „Der rote Korsar“ war die Paarung des in den späten 1940er Jahren zum Hollywood-Star aufgestiegenen Burt Lancaster mit seinem Jugendfreund Nick Cravat, die in den 1930er Jahren zusammen als Trapezkünstler und Hochseilartisten in Zirkus-Shows aktiv waren. Und dieses Können zeigen sie auch immer wieder in den auch heute noch spektakulären Actionszenen von „Der rote Korsar“. Nicht die einzige Filmrolle, die Lancaster seinem Freund verschaffte, auch wenn Cravat wegen seines starken Akzents meist stumm blieb. Und so spielt er auch in „Der rote Korsar“ den stummen ersten Offizier Ojo des Piratenkapitäns Vallo, der im späten 18. Jahrhundert die Karibik unsicher macht und versucht, Profit zu schlagen aus den Konflikten des Königreich Großbritanniens mit aufbegehrenden Rebellen. Siodmak, der sich nach seiner Flucht aus Nazideutschland in Hollywood vor allem als Regisseur im Bereich Film noir einen Namen machen konnte, gelang mit dem herrlich selbstironischen, temporeichen „Der rote Korsar“ einer der ultimativen, natürlich leicht romantisch verklärten Piratenfilme, der eine absolut zeitlose Qualität besitzt. Die DVD-Neuauflage von Pidax besitzt zwar eine schönere Aufmachung als die alte Warner-DVD und enthält einen Nachdruck des alten Kinoprogrammhefts, stellt bildtechnisch aber leider keine Verbesserung dar.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Thomas Kerpen