DER MEISTER UND MARGARITA

Das Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg wurde politisch geführt von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) und erhielt eine nach dem Vorbild der Sowjetunion gestaltete Verfassung. KPJ-Kopf Josip Broz Tito distanzierte sich aber immer mehr von der Sowjetunion und dem Ostblock und schuf einen eigenen jugoslawischen Kommunismus, wodurch sich das Land immer mehr dem Westen annäherte.

Das erklärt auch in den 60er Jahren die Entstehung einer so genannten „Schwarzen Welle“ im jugoslawischen Kino, die sich am italienischen Neorealismus orientierte. Zu den bekanntesten Regisseuren gehörte Dušan Makavejev, der mit provokanten satirischen Filmen wie „WR – Mysterien des Organismus“ (1971) und „Sweet Movie“ (1974) auch international bekannt wurde.

Im Gegensatz zu den experimentellen Frühwerken von Makavejev blieb sein Kollege Aleksandar Petrovic trotz eines ähnlich ausgeprägten politischen Bewusstseins dennoch eher klassischen Erzählformen des Kinos verbunden und erreichte mit seinen Filmen außerhalb Jugoslawiens nur extrem spezialisierte Cineasten.

Mit „Der Meister und Margarita“ verfilmte er den bekanntesten Roman des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow, eine allegorische Abrechnung mit der Stalin-Zeit der 30er Jahre und deren starrer Bürokratie und ihrem Atheismus.

Dabei geht es vor allem um die Freiheit der Kunst, denn der im Mittelpunkt stehende Schriftsteller Nikolai (gespielt von Ugo Tognazzi) versucht, trotz erheblicher Widerstände in Moskau einen Roman über Pontius Pilatus zu schreiben und geht dabei eine Art faustischen Pakt mit dem Satan ein.

Heraus kam eine mit gut 90 Minuten sehr vereinfachte Version von Bulgakows komplexem Roman, die filmhistorisch sicherlich noch von Bedeutung sein mag, aber ansonsten nur noch wenig Charme versprüht.