DER MANN, DER SEIN LEBEN ERMORDETE

Moynot, Jean Vautrin

Der Titel „Der Mann, der sein Leben ermordete“ ist hier tatsächlich Programm, denn der Protagonist dieses Comicromans – Francois Frederic Frey – metzelt sich auf einem beispiellosen Egotrip gnadenlos durch seine eigene Vergangenheit.

Sein Fall war tief, sehr tief. Entsprechend blutig sind seine Rachegelüste. Und was hat man schon zu verlieren, wenn man als einstiger Überflieger drei Jahre wegen Betrügereien im Knast war, die man im Auftrag des eigenen Schwiegervaters durchgezogen hatte? Emmanuel Moynots (der Jacques Tardis Nestor Burma-Reihe fortgesetzt hat und auch hier deutlich an den großen Meister erinnert) Comicadaption des gleichnamigen Romans von Jean Vautrin greift die düstere Grundstimmung dieses eiskalten Rachefeldzugs nahtlos auf: Überwiegend blau und braun eingefärbte Panels, heruntergekommene Gestalten, eine Ansammlung von bis zum Klischee übersteigerten Typen, darunter ein Pseudo-Marlowe namens Gus Carape, wahlweise ergebene oder unendlich zickige Ex-Frauen, ein alter und korrupter Kommissar, der loyale Chauffeur, die treue Hausdame, die nimmermüde alte Weltverbesserin und viele andere gute Bekannte aus dem Detektiv- und Krimigenre.

Wie immer beweist Edition 52 Stil- und Zielsicherheit bei der Auswahl seiner doch recht raren, aber wohlüberlegten Veröffentlichungen. Mit seichter Weichwaschunterhaltung kann dieses Buch ganz sicher nicht dienen, dafür findet sich neben den zahlreichen Noir-Genre-Spielereien unter der blutgetränkten Oberfläche auch reichlich Gesellschaftskritik.

Mit dem gelegentlichen ganz französischen Augenzwinkern versteht sich. Tote schlafen ja bekanntlich fest und der Hund muss immer überleben. So will es ein ungeschriebenes Hollywood-Filmgesetz.