DER LETZTE ANSTURM

Jacques Tardi, Dominique Grange

Tardis Frau Dominique Grange spielt in einer Muzette-Band namens ACCORDZÉÂM, mit der sie ein Album mit Liedern zum Ersten Weltkrieg eingespielt hat. Hauptsächlich selbstgeschriebene französische, aber auch einige bereits bekannte, darunter englische, italienische und ein deutsches mit Brechts „Die Legende vom toten Soldaten“.

Auch Tardi, der sich ja schon seit Jahrzehnten mit dem Thema auseinandergesetzt hat, hat ein paar Texte dazu beigesteuert. Aber nicht nur das: Mit „Der letzte Ansturm“ hat er auch gleich einen passenden Comicband hinterhergeschoben.

Erwachsen aus gemeinsamen Auftritten bilden einzelne Bildsequenzen zu den Liedern und Texten auch die Ausgangspunkte für die entsprechend vielsträngige Handlung des fertigen Bandes. Anstelle einer fokussierten Erzählung tritt eine von wenig bekannten Tatsachen wie der englische Kleinwüchsigentruppe „Bantam“, den Kolonialtruppen oder den im Kampf eingesetzten Tiere gespickte Haupthandlung rund um den französischen Sanitäter Augustin.

Während Augustin gewohnt vielschichtig dargestellt wird, bleiben die Soldaten anderer Nationen oft seltsam eindimensional. Deutsche beispielsweise wie der Unteroffizier Ernst und der bayrische Gefreite Adolf Hitler ausschließlich als kriegsbegeisterte angehende Nazis.

Irritierend, aber vielleicht Tardis Versuch geschuldet, dem Erzähler eine für das Geschehen zeitgenössische französische Sichtweise zuzuweisen. Ein in grau-rot gehaltenes Zeugnis des Schreckens, das die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges in immer wieder eingeschobenen wortlosen Bildern des Gemetzels dokumentiert und nachvollziehbar macht, was so viele Soldaten auch Jahrzehnte nach ihren Kriegseinsätzen noch quält.