Für viele Leute beginnt die Zeitrechnung in Sachen Sergio Leone erst 1964 mit „Für eine Handvoll Dollar“. Leones erste Regiearbeit war allerdings 1961 „Der Koloss von Rhodos“, nachdem er zuvor Co-Regisseur bei „Die letzten Tage von Pompeji“ war, an dem er neben dem späteren „Django“-Regisseur Sergio Corbucci und „Für eine Handvoll Dollar“-Drehbuchautor Duccio Tessari auch am Drehbuch beteiligt war. Da Leone ebenfalls an Monumentalfilmen wie „Quo Vadis“ (1951) und „Ben Hur“ (1959) mitgearbeitet hatte, war es wahrscheinlich folgerichtig, dass seine erste Regiearbeit eine Billig-Imitation solcher Hollywood-Schinken wurde. Aber im Gegensatz zu etwa Mario Bavas Pappmaché-Trash „Vampire gegen Herakles“ aus dem Jahr 1961 war sein Sandalenfilm „Der Koloss von Rhodos“ ein ausstattungstechnisch deutlich monumentalerer Film und auch hinsichtlich seiner stolzen Länge von gut 140 Minuten eine epischere Angelegenheit. In Deutschland kam man erst Mitte der 2000er Jahre in den Genuss einer ungeschnittenen Fassung des Films (später folgte auch eine Blu-ray), der jetzt auf DVD und Blu-ray neu aufgelegt wurde, allerdings ohne die Dokumentation „Die Sieben Weltwunder“, die den früheren Editionen als Bonus-DVD beilag. Denn der Koloss von Rhodos war bekanntlich eines der sieben Weltwunder und überragte dort spreizbeinig die Hafeneinfahrt. Leone, der auch hier am Drehbuch beteiligt war, ersann um dieses schließlich durch ein Erdbeben zerstörte Bauwerk herum eine actionreiche Geschichte mit Schlachtengetümmel, politischen Intrigen und amourösen Eskapaden des eher unfreiwillig in diese revolutionären Wirren geratenen griechischen Helden. Mit Leones späteren Filmen hat der etwas überlange „Der Koloss von Rhodos“ noch wenig zu tun, zeigt aber schon das handwerkliche Können des Regisseurs.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Thomas Kerpen
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