Unter der Parole „Generalstreik das Leben lang“ berief Gregor Gog im Mai 1929 den ersten internationalen Vagabundenkongress in Stuttgart ein und sorgte so für Panik im Bürgertum der Stadt. Autoritäten untergraben war allgemein ein zentraler Fixpunkt in Gogs Leben: Zuvor hatte der charismatische desertierte Matrose schon 1927 die anarchosyndikalistisch eingefärbte „Internationale Bruderschaft der Vagabunden“ (Ziel: Selbsthilfe zur Unterwanderung des kapitalistischen Staats) gegründet und in diesem Zusammenhang die Zeitschrift Der Kunde (rotwelsche Bezeichnung für wandernde Gesellen, Landstreicher und Gauner) herausgebracht. Zwar konnte man den Ende des Jahres 1929 folgenden Schwarzen Freitag noch nicht vorhersehen, bereits zu diesem Zeitpunkt waren aber unter anderem aufgrund von Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit etwa 70.000 Menschen dauerhaft auf den Straßen der Weimarer Republik unterwegs. Gog hingegen hatte das Vagabundenleben freiwillig gewählt, war eher ein „Macher“, der viele Ideen ausprobierte und zeitnah in die Tat umsetzte, in seinen Ansichten mitunter aber auch recht sprunghaft sein konnte. Viel Potenzial also, das Spät hier für die erste ausführliche Gog-Biografie überhaupt aufgespürt und über den eigentlichen Comic hinaus um Kurzbiografien der Akteure rund um Gog sowie eine ausführlichere Biografie Gogs selbst ergänzt hat. Zeichnerisch ließ sich Bea Davies in ihrer Umsetzung sichtbar von den Illustrationen (Holzschnitte, Lithografien und Kreidezeichnungen) der Straßenzeitungen inspirieren. Zentrale Botschaft des Buchs ist laut Spät, „dass Menschen sich jederzeit selbst zusammentun können und etwas erreichen können“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #150 Juni/Juli 2020 und Anke Kalau