Mit seinem ersten eigenen Roman greift Ritchy Fondermann gleich ein schweres Thema auf. Es geht um häusliche Gewalt und die Folgen für die Beteiligten sowie ihre Möglichkeiten, damit umzugehen. Es geht aber auch um Norwegen, Schleswig-Holstein, Edvard Munch, Alma Mahler, das Leben und die Liebe. Zuvor veröffentlichte Fondermann zusammen mit mir den ebenfalls in der Edition Subkultur erschienenen Coming-of-Age-Roman „Freitag, der Dreißigste“. Doch jetzt hat er sich alleine ans Werk gemacht, tief in die emotionalen Abgründe seiner Seele geschaut und diese Geschichte hervorgeholt. Dabei erzählt er trotz der Schwere der Thematik in einem locker-leichten Ton, der den Leser direkt abholt und bis zum fantastischen Ende mitnimmt. Die Geschichte hangelt sich an zwei komplett unterschiedlichen Erzählsträngen entlang. Es gibt derer zwei Helden, die ihrer Wege gehen und auf den ersten Blick wenig gemein haben, außer dem Wunsch nach einem Neustart, einer radikalen Veränderung des bisherigen Lebens. Der eine möchte für sich und seinen Sohn ein kleines Haus auf dem Land ausbauen, sich so eine Zuflucht und „heile Welt“ schaffen, der andere macht sich auf eine Reise nach Norwegen, um dort einen geheimnisvollen Berg zu besteigen. Wie die Handlungsstränge verlaufen und was die beiden doch miteinander zu tun haben, erfährt der Leser erst gegen Ende der Geschichte in einem ziemlich dramatischen Finale. Bis dahin hält Fondermann den Spannungsbogen aufrecht und sorgt so auf 250 Seiten für Kurzweil. Mich haben vor allem die unzähligen kleinen Ideen und Überraschungen in der Geschichte begeistert, die den Leser zuerst aufs Glatteis führen, dann aber wieder auf sicherem Terrain absetzen. Ein Roman, der Spuren hinterlässt.