Es ist wie bei Bands und ihrem Debütalbum: das ist in der Regel auch nicht unbedingt das Beste und wird im schlimmsten Fall später totgeschwiegen. Ähnlich geht es auch Ralf König mit seinem Frühwerk, der seit seinem Durchbruch mit „Der bewegte Mann“ im Jahr 1987 einer der erfolgreichsten Comiczeichnern Deutschlands ist.
König gehört dabei ähnlich wie Walter Moers noch nicht mal zu den ausgefeiltesten Künstlern in diesem Bereich, dafür ist sein Knollennasen-Stil aber unverkennbar und die perfekte Basis für seine erzählerischen und humoristischen Qualitäten.
An seine Anfänge als Zeichner erinnert sich König nicht so gern, als nicht nur sein Stil deutlich kruder war, sondern auch sein Humor, den er in seinen „Schwulcomix“-Bänden zum Besten gab.
Der Text auf dem Einband dieser Sammlung von frühen Arbeiten Königs leistet sich einen amüsanten Schreibfehler, denn dort steht „Schulcomix“. Dort wären Königs zeichnerischen Anfänge gar nicht so schlecht aufgehoben, denn auch wenn sein damaliger Brechstangenhumor nicht immer gut funktioniert, spiegeln diese Comics deutlich den Umgang der bundesrepublikanischen Spießergesellschaft der Achtziger Jahre mit der schwulen Subkultur wider. Wie in seinen späteren Comics scheut König auch hier nicht davor zurück, die Schwachstellen des schwulen Selbstverständnisses aufzuzeigen und schonungslos zu karikieren.
Interessant dabei ist besonders der Aspekt von Königs Umgang mit der eigenen Sexualität, der hier in dieser Hinsicht offensichtlich einiges abarbeiten konnte, inklusive AIDS. Insofern ist der „Der junge König“ ein Stück konservierte Zeitgeschichte, das interessante Einblicke in die Entwicklung des Zeichners König als auch der Schwulenbewegung gewährt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Thomas Kerpen