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DER GROSSE JAPANER - DAI-NIPPONJIN

Im Fall von Hitoshi Matsumotos DAI-NIPPONJIN spricht man wohl von einer Mockumentary, also ein fiktionaler Dokumentarfilm, der so tut, als sei er ein Dokumentarfilm, ohne tatsächlich einer zu sein, wie zum Beispiel die Filme von Michael Moore, haha ...

So etwas ergibt natürlich nur Sinn, wenn man sein Publikum wirklich täuschen kann, ihm also vorgaukelt, das gewählte Sujet sei echt, was etwa Costa Botes und Peter Jackson mit FORGOTTEN SILVER formvollendet gelang.

Das wäre schon mal das erste Problem von DAI-NIPPONJIN, denn die Geschichte eines eigentlich recht durchschnittlichen Japaners, der sich durch Stromstöße in einen Riesen verwandelt und irgendwelche komischen Monster bekämpfen muss, ist nicht wirklich glaubwürdig, da hilft auch der, einer Dokumentation nachempfundene, filmische Stil nichts.

Bleibt eigentlich nur noch eine Parodie auf Superhelden generell, beziehungsweise spezielle japanische Monsterfilme mit Männern in Gummikostümen, die Miniaturstädte zertrampeln. Seltsamerweise gibt es genau diese Männer in Gummikostümen bei Matsumoto erst mal nicht, denn seine gar nicht so üblen, bewusst trashig gehaltenen Effekte stammen alle aus dem Computer, erst gegen Ende wird in den Gummikostüm-Modus geschaltet.

Leider ist DAI-NIPPONJIN dabei an keiner Stelle wirklich lustig, die 113 Minuten ziehen sich ganz schön in die Länge und man weiß auch nie so recht, was Matsumoto eigentlich genau will. Für eine richtige Parodie oder Satire fehlt dem Film jeglicher Biss, stattdessen gibt es das reichlich trübsinnige Psychogramm eines ungeliebten Mannes, der mit seiner Identität nicht klar kommt und dessen Heldendasein höchst unglamourös ist.

Menschen, die mit Trivialkultur nicht so vertraut sind, werden angesichts der bizarren Einfälle in DAI-NIPPONJIN vielleicht ins Schmunzeln geraten, aber eine echte Komödie wird der Film dadurch noch lange nicht.

Trotz offensichtlicher Schwächen bleibt DAI-NIPPONJIN allerdings aufgrund seiner an sich netten Idee ein ganz sympathischer Versuch, Monster und Superhelden zu vermenschlichen, nur hätte man sich dafür wirklich einen etwas peppigeren Rahmen gewünscht.

Vielleicht liegt es auch am japanischen Humorverständnis, denn Hitoshi Matsumoto, der auch den großen Japaner spielt, ist in Japan ein populärer TV-Comedian, ähnlich wie Takeshi Kitano, der mit seinen Komödien bisher ja auch noch nie gut bei einem nicht-japanischen Publikum angekommen ist.

Ekkehard Knörer fand das wohl zum Schreien komisch, nur kann ich den Mann aufgrund seiner DVD-Rubrik in der taz schon lange nicht mehr ernst nehmen, zumindest weiß ich dadurch, was ich mir erst gar nicht anzuschauen brauche.

Bei DAI-NIPPONJIN würde ich aber durchaus mal eine Ausnahme machen, falls man Lust auf ein Filmerlebnis der absurderen Art verspürt.