Foto

DER GLÖCKNER VON NOTRE DAME

„Das Phantom der Oper“ von Gaston Leroux dürfte hinsichtlich seiner unterschiedlichen Adaptionen ein ähnlich überstrapazierter Stoff der Weltliteratur sein wie Victor Hugos 1831 erschienener Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“. Während Hugos Roman 1996 relativ spät zu einem abendfüllenden und inhaltlich stark veränderten Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios wurde, blieb Leroux diese zweifelhafte Ehre erspart. Was beide Werke verbindet, ist ihr besonderer Fokus auf ein bestimmtes Pariser Gebäude, bei Leroux ist es die Opéra Garnier, bei Hugo die Kathedrale Notre-Dame. Zu den bekanntesten Verfilmungen von Hugos Roman gehört die aus dem Jahr 1956 mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida, die schönste und werkgetreueste ist aber die von William Dieterle mit Charles Laughton und Maureen O’Hara von 1939, die mit einem etwas versöhnlicheren Ende als die Vorlage aufwartet. Aufgrund seiner zahlreichen Massenszenen und des eindrucksvollen Nachbaus der Kathedrale und von Teilen der Stadt Paris zur Zeit des Spätmittelalters hat sich Dieterles Verfilmung die Bezeichnung Monumentalfilm redlich verdient. Zu kurz kommt dabei auch nicht die tragische menschliche Dimension der Geschichte, denn Laughtons anrührende Verkörperung des verkrüppelten Glöckners unter Tonnen von Make-up, der sich in die Zigeunerin Esmeralda verliebt, ist der eigentliche Mittelpunkt des epischen Films. Auf Blu-ray erschien Dieterles Film bereits 2015 in guter Qualität, die Neuauflage von Filmjuwelen (eine identisch ausgestattete DVD gibt es auch) enthält zusätzlich ein Booklet und einen Audiokommentar von Filmwissenschaftler Dr. Rolf Giesen, neben dem bereits bekannten kurzen, aber informativen Making-of mit der irischen Darstellerin Maureen O’Hara, für die „Der Glöckner von Notre-Dame“ ihr Hollywood-Debüt darstellte.