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DER DIENER

Ich erinnere mich noch gut daran, dass das Schaffen des britischen Schriftstellers Harold Pinter zu den größten Schrecken des Englischunterrichts gehörte. Aber der Mann gilt nun mal schon seit den Sechzigern als einer der bedeutendsten englischen Dramatiker der Gegenwart, auch wenn seine Werke für Heranwachsende von begrenztem Interesse sind, die in der Tradition des absurden Theaters stehen und oft rätselhafte Situationen und Einbrüche in die Privatsphäre beschreiben, denen die verunsicherten, von Existenzangst bedrohten Figuren ausgesetzt sind. Hinzu kommen Identitätszerfall und Kommunikationsverlust anhand unterschwelliger zwischenmenschlicher Machtkämpfe. Diese Elemente finden sich auch in seinem Drehbuch für Joseph Loseys Film „Der Diener“ („The Servant“), mit Dirk Bogarde, Sarah Miles und James Fox (Bruder von Darsteller Edward Fox) in den Hauptrollen. Losey hatte zwei Jahre zuvor für Hammer den ungewöhnlichen Science-Fiction-Horrorfilm „Sie sind verdammt“ gedreht und 1951 eine Neuverfilmung von Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. „Der Diener“ erschien bereits 2015 bei StudioCanal auf Blu-ray, wurde jetzt aber in 4K restauriert, was zu einer sichtbaren Verbesserung des Bildes führte. Das Bonusmaterial entspricht aber dem der alten Edition. Für die immer noch beeindruckende Schwarzweiß-Fotografie des Films war Douglas Slocombe verantwortlich, der später mit Polanski, Spielberg und Ken Russell arbeitete. Losey inszenierte hier ein mysteriöses Psycho-Drama mit klaustrophobischer Atmosphäre und hinsichtlich ihrer Motivation schwer durchschaubaren Figuren, das keinerlei kommerzielle Ambitionen verfolgt, aber dennoch sehr faszinierend ist. Bogarde spielt darin den Diener eines reichen Londoner Schnösels, der auf sinistre Weise die moralische Schwäche des gehobenen Bürgertums entlarvt.