DER BLENDER – THE IMPOSTER

Bart Laytons halbdokumentarischer Film „The Imposter“ ist ein ähnlicher Fall wie der in dieser Ausgabe besprochene „Compliance“, denn die darin aufgearbeitete Geschichte ist eigentlich vollkommen absurd und unglaubwürdig.

„The Imposter“ vermischt dabei nachgestellte Spielfilmszenen und Interviews mit den echten Beteiligten, um die Ereignisse für den Zuschauer nachvollziehbar zu machen. Ausgangspunkt ist das Verschwinden des 13-jährigen Nicholas Barclay im texanischen San Antonio im Jahr 1994.

Dreieinhalb Jahre später taucht der Junge in Spanien wieder auf. Doch bei dem wiederaufgetauchten verlorenen Sohn handelt es sich in Wirklichkeit um den französischen Serienhochstapler Frédéric Bourdin, der zu diesem Zeitpunkt bereits 23 Jahre alt ist und keinerlei Ähnlichkeit mit Nicholas Barclay besitzt.

Bourdin gelang es dann, drei Monate bei seiner neuen Familie zu leben, bis er durch einen DNA-Test überführt werden konnte und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Noch bis zum Jahr 2005 hat Bourdin in verschiedenen Ländern unzählige falsche Identitäten angenommen, vor allem die von missbrauchten oder verlassenen Kindern.

Inzwischen ist er aber wohl glücklicher Familienvater und sesshaft geworden. Bereits 2010 gab es mit „The Chameleon“ eine fiktive Aufarbeitung des Barclay-Falles, „The Imposter“ zeigt die wahre Geschichte, in dem auch Bourdin ausgiebig zu Wort kommt, ein ungemein faszinierender, charismatischer Betrüger.

Insofern ist es bedauerlich, dass Layton sich hier ausschließlich auf den Barclay-Fall beschränkt, anstatt zu versuchen, Bourdins schwer durchschaubare Persönlichkeit näher zu beleuchten.

Das macht den Film nicht weniger interessant, aber man wird das Gefühl nicht los, dass auch die Filmemacher dem gewieften Betrüger dabei auf den Leim gegangen sind, der den Namen „Chamäleon“ wirklich verdient hat.