Das Schlimme an diesem Jahr 1998 ist, dass mir aus irgend einem Grund - liegt´s an meinem kürzlich begangenen 30. Geburtstag? - ständig bewusst wird, dass selbst das für mich gefühlmässig nur kurze Zeit zurückliegende Jahr 1990 schon verdammt lange her ist, so szenemässig, dass Leute, die heute Anfang 20 sind, damals gerade erst anfingen, sich für Punk zu interessieren.
Worauf ich hinauswill? Nun, kurz vor der Jahrtausendwende tauchen Platten als „Klassiker“, als Rereleases auf, die noch nicht mal zehn Jahre auf dem Buckel haben, die aber realistisch gesehen einem guten Teil der Ox-Leser rein gar nichts sagen.
So etwa DEMISE, deren gesamtes Schaffen Brian von Grand Theft Audio auf der „End of an era - Discography 1987 - 1992“-CD zusammengefasst hat. Unter rein buchhalterischen Aspekten bestehen DEMISE deshalb aus ihrer Debüt-10“, der „Cruel reality-12“, der „Live in Calabasas“-Flexi, der „Furnace of tension“-7“ sowie dem „Das brutal“-Demo.
Macht alles in allem 37 Songs, hier mit massig Fotos und den Texten verewigt. Was die Musik und die Bandgeschichte anbelangt, so spielte die Band aus dem Grossraum Los Angeles gnadenlosen, brutalen Hardcore, den Brian GTA als „sonic napalm“ bezeichnet - das trifft´s ganz gut! Kein wuchtiges Gemoshe, kein metallisches Rumgewixe, sondern einfach nur maximale Härte - kaum zu glauben, dass solche Musik aus dem fast immer für melodischen Punkrock bekannten Südkalifornien kam.
Waren DEMISE schon zu Lebzeiten ein, äh, „Minderheitenthema“, so dürfte sich das bis heute kaum geändert haben, weshalb diese CD wohl nur bei Leuten auf offene Ohren stösst, die sich seinerzeit u.a.
für die hierzulande leicht zu bekommende, weil auf dem Schweizer Label Off The Disk veröffentlichte Single „Furnace of tension“ begeistert haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #32 III 1998 und Joachim Hiller