1986 veröffentlichte der amerikanische Autor Pete Dexter seinen Roman „Deadwood“. Darin geht es um die Goldgräberstadt Deadwood im Jahr 1876, ein legendärer Ort, in dem bekannte Gestalten des Wilden Westens unterwegs waren, wie Wild Bill Hickok oder Calamity Jane.
Eine Art Sodom und Gomorrha, wo Mord an der Tagesordnung war, keine Gesetze herrschten und Drogen, Prostitution und der gewaltige Goldrausch Motor der weiteren Entwicklung der Stadt waren.
Dexter zeigt dem Leser möglichst authentisch, wie der Wilde Westen wirklich war, nämlich schmutzig, korrupt, voller Gier und roher Gewalt. 2004 entstand die gleichnamige HBO-Serie, die nach drei Staffeln 2006 abgesetzt wurde und mehr als dialoglastiges, in klaustrophobischer Enge spielendes Kammerspiel funktioniert denn als klassischer actionreicher Western.
Am mangelnden Erfolg lag es sicher nicht, denn „Deadwood“ wurde für seine Dialoge und die darstellerischen Leistungen gepriesen, heimste diverse Preise ein, wurde allerdings auch wegen angeblicher Frauenfeindlichkeit kritisiert.
Überraschenderweise hatte Dexter aber nichts mit der Serie zu tun und fühlt sich bis heute von HBO betrogen, aufgrund der deutlichen Parallelen zu seinem Buch. Allerdings sind die beiden wichtigsten Charaktere der Serie, der ehemalige Marshal Seth Bullock (Timothy Olyphant) und der skrupellose Saloon- und Bordellbesitzer Al Swearengen (Ian McShane), bei Dexter nur Nebenfiguren.
Swearengen entpuppt sich sogar als heimlicher Held der Serie, ein unmoralischer Psychopath, der bei der Durchsetzung seiner Interessen über Leichen geht und eine perfekte Allegorie für die Entwicklung des Kapitalismus in Amerika darstellt.
Inzwischen ist diese großartige wie verstörende Serie neu auf Blu-ray erschienen und ist nach wie vor äußerst empfehlenswert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Thomas Kerpen