DEAD GIRL

Nach ihrem behutsamen "Coming of age"-Drama BLUE CAR von 2002, über die intensive Beziehung einer 18-jährigen Schülerin zu ihrem Lehrer, hat Karen Moncrieff mit DEAD GIRL sozusagen ihre Arthouse-Version eines Serienkillerfilms aus weiblicher Perspektive gedreht, ohne dass der Film in irgendeiner Form von den Gesetzen eines echten Genrefilms diktiert würde.

Stattdessen liegt der Fokus der Regisseurin in ihrer episodenhaften düsteren Reflexion über Leben und Tod auf den Auswirkungen, die der Tod einer jungen Frau namens Krista auf andere Personen hat: Zu Beginn auf die Frau (Toni Colette), die die Leiche von Krista findet, was offenbar der Katalysator dafür wird, endlich ihre bösartige, sie erniedrigende Mutter zu verlassen, gespielt von Piper Laurie, die hier leicht an ihre Mutter-Rolle in CARRIE erinnert.

Danach geht es um eine Forensik-Studentin, der Kristas Leiche kurz die Hoffnung gibt, endlich das Schicksal ihrer vermissten Schwester aufklären zu können. Berührten die beiden ersten Episoden Kristas Leben und Sterben nur am Rande und wirkten sogar etwas beliebig, steigert sich die emotionale Intensität von DEAD GIRL erheblich, als Kristas vermeintlicher Mörder und ihre Mutter auftauchen, und ganz zum Schluss auch sie selbst, von Brittany Murphy mitreißend, wenn auch wie gewohnt etwas "over the top" gespielt, die ja nicht zum ersten Mal eine psychisch angeschlagene Figur spielt (siehe auch DON'T SAY A WORD).

Moncrieff belässt es letztendlich bei Andeutungen, es gibt keinen Mord, keine richtige Entlarvung des Täters und das weitere Schicksal der Charaktere wird auch nicht weiter thematisiert, wodurch es dem Zuschauer überlassen bleibt, die einzelnen Fäden zusammen zu fügen.

DEAD GIRL besitzt in dieser Hinsicht offensichtliche Schwächen und läuft gerade in der ersten halben Stunde Gefahr, viele Zuschauer durch seine Behäbigkeit zu verlieren, bevor es Moncrieff gelingt, ihr fragmentarisches Drama befriedigend zu verdichten und die Zusammenhänge der Geschehnisse nachvollziehbar zu machen.

Schön photographiert ist diese Studie über Vereinsamung aber auf jeden Fall, deren deprimierende Stimmung sich auch in Beleuchtung und Bildkompositionen niederschlägt. Hinzu kommen durchweg hochklassige Darstellerleistungen, die DEAD GIRL in jedem Fall zu einem der erfreulicheren "Indie"-Filme der letzten Zeit machen, der noch länger nachwirkt, auch wenn seine unspektakuläre Herangehensweise und seine eher unerfreulichen Botschaften nicht jedermanns Sache sein werden.

Als Extras gibt es auf der Anfang März erscheinenden Kauf-DVD noch einen informativen Audiokommentar von Karen Moncrieff und einige kurze Darsteller-Interviews.