Post-Punk hinterließ Anfang der 1980er auch in Spanien seine Spuren, und ähnlich wie in Deutschland oder Frankreich wurde gar nicht ins Ausland geschielt und auf Englisch getextet, sondern man blieb bei seiner Sprache. Wobei ... das in diesem Falle auch Schwedisch hätte sein können, denn die von 1981 bis 1984 aktiven DÉCIMA VÍCTIMA aus Madrid bestanden neben Carlos Entrena (voc) und José Brena (dr) aus den beiden schwedischen Brüdern Per (bs) und Lars Mertanen (gt, key). In der kurzen Zeit ihrer Existenz wurden sie zu einer der angesagtesten Bands, mit ihrem wirklich sehr stimmigen Sound zwischen JOY DIVISION und der damaligen Düster-Phase von THE CURE passten sie in die Tristesse der frühen 1980er. Auf dem von der Band mitbegründeten Label Grabaciones Accidentales erschien 1982 das titellose Debütalbum, fünf Singles ebenso, und 1984 noch die „Un Hombre Solo“-LP. Munster Records aus Madrid, stets bemüht um die Aufbereitung der Punk-Szene Spaniens, hat nun das Debüt neu aufgelegt, das zwar 2010 bereits als Teil der Werkschau-Box zu DÉCIMA VÍCTIMA erschienen war, aber eben nicht einzeln. Ein wirklich unter die Haut gehendes Album von zeitloser Schönheit, das auch nach über vierzig Jahren noch die späte Entdeckung lohnt. Irgendwo im Netz dürfte auch die Filmdoku „Décima Víctima: Detrás de su mirada“ von 2019 zu finden sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Kay Werner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller