DAS VERLORENE WOCHENENDE

Vor einer Weile erschien bei Koch Films bereits eine kleine Billy Wilder Collection auf Blu-ray, darunter neben typischen Komödien wie „Der Glückspilz“, „Avanti, Avanti!“ oder „Extrablatt“ mit „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ auch einer der unterschätztesten Filme dieses in Österreich geborenen Hollywood-Veteranen.

Wilder wird oft auf seine erfolgreichen Komödien aus den 60er Jahren reduziert, doch dessen frühes Schaffen aus den 40er und 50er Jahren ist durch deutlich ernsthaftere Filme geprägt wie „Boulevard der Dämmerung“ oder „Reporter des Satans“.

Neben der eher anspruchslosen Komödie „Küss mich, Dummkopf“ mit Dean Martin und Kim Novak in den Hauptrollen erschien mit dem in Schwarzweiß gedrehten „Das verlorene Wochenende“ bei Vocomo auch eines der ernsthafteren Frühwerke Wilders das erste Mal auf Blu-ray, in recht ordentlicher Qualität, aber ohne besondere Extras.

Wilder stützte sich dabei auf den Roman „Fünf Tage“ von Charles R. Jackson, der mit diesem Alkoholikerdrama seine eigene Alkoholsucht verarbeitete. Ray Milland spielt darin den erfolglosen Schriftsteller Don Birnam, der in New York einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen seine Alkoholsucht führt.

Für diese eindringliche und realistische Darstellung eines Suchtkranken erhielt Milland dann 1946 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Zwar wartet „Das verlorene Wochenende“ mit einem überraschend versöhnlichen Schluss auf, bis dahin ist diese Zurschaustellung menschlichen Elends für den Zuschauer aber eine sehr schmerzhafte Angelegenheit.

Dabei merkt man Wilders Inszenierung an, dass er auch im Film noir-Bereich tätig war, wobei „Das verlorene Wochenende“ teilweise beinahe wie ein Horrorfilm anmutet. Noch düsterer und realistischer setzte Otto Preminger das Thema Sucht dann zehn Jahre später in „Der Mann mit dem goldenen Arm“ um.