DAS LEBEN GEHT WEITER

Wilko Johnson

„Das Leben geht weiter“ ist eine häufig schnell dahingesagte Floskel. Nicht so für Wilko Johnson, Gitarrist der Pubrock-Band DR FEELGOOD. Als Johnson 2012 zum Arzt geht, um einen Knoten im Bauch untersuchen zu lassen, sagt man ihm, dass er noch etwa zehn Monate zu leben habe: Krebs im fortgeschrittenen Stadium und deshalb nicht operabel.

Johnson macht daraufhin erst einmal Dinge, die er immer schon tun wollte: Er reist um die Welt, nimmt ein Album mit Roger Daltrey von THE WHO auf, und er geht auf (Abschieds-)Tour. Ein Jahr später lebt er immer noch.

Dann trifft er den Fotografen Charlie Chan, der ihm quasi das Leben rettet. Denn durch diese schicksalshafte Begegnung findet Wilson einen Arzt, der ihm drei Kilogramm Tumor entfernt und ihn so krebsfrei macht.

Wer so etwas mitgemacht hat, hat vermutlich einen veränderten Blick auf das Leben und kann ebenso bewegend wie humorvoll auf das eigene Schaffen zurückblicken, wie Wilko Johnson das tut. Man muss kein Fan von DR FEELGOOD sein, um Johnsons bewegte Karriere nachvollziehen zu können.

(Ich bin es nicht.) Seine Zeit an der Seite des unberechenbaren Ian Dury nach dem Rausschmiss bei DR FEELGOOD, sein Eintauchen in die entstehende Punk-Szene in London, seine Freundschaft mit Johnny Rotten, seine Kämpfe mit Lemmy Kilmister und jüngst seine Rolle des Henkers Ilyn Payne in „Game of Thrones“ bieten genug Themen für ein umfängliches Lesevergnügen.

Gewidmet ist das Buch Johnsons großer Liebe Irene Knight, die er als Jugendlicher kennen lernte und die ihn fortan durch sein Leben begleitete. Ihr Tod im Jahr 2004 stellt die eigentliche Tragödie im Leben Wilko Johnsons dar.

Ein drei Kilo schwerer Tumor ist da gar nichts.